In Solingen muss der Rechtsstaat verlorenes Vertrauen wiederherstellen
Quelle: RND
Das Bild der Stadt als etwas verschlafenes Provinznest scheint sich zu wandeln – aber leider nicht zum Guten, meint Chefredakteur Stefan M. Kob. Ursache ist die Häufung an Negativ-Schlagzeilen der letzten Wochen.
Liebe Leserinnen und Leser,
Wer sich im Gespräch mit einem Auswärtigen derzeit als Solinger outet, der erntet zuweilen mitleidige bis besorgte Blicke. Die Negativ-Schlagzeilen der letzten Wochen und Monate sind von derartiger Intensität und Frequenz, dass das Bild der leicht verschlafenen, eher etwas grauen und mittelmäßigen Provinzstadt irgendwo zwischen Rhein und Ruhr Risse bekommen hat. Doch so wenig, wie dieses Vorurteil je stimmte, so wenig zeichnen die üblen Vorkommnisse der jüngsten Vergangenheit ein treffendes Bild unserer Heimatstadt.
Dabei ist die grausame Terrortat auf dem Fronhof, die sich tief in die Seele der Solinger eingebrannt hat, gar nicht mehr so zentral – auch wenn „Solingen“ damals den Wendepunkt in der öffentlichen Debatte über die Folgen ungeregelter Migration und dysfunktionaler Asylpolitik markierte. Doch inzwischen, so funktionieren die zynischen Mechanismen der öffentlichen Erregung, haben andere, noch folgenreichere Anschläge das Solinger Messerattentat überholt: Magdeburg, Aschaffenburg, München.
Stattdessen wird ein Trauma getriggert, das seit 32 Jahren wie ein schwarzer Fleck auf dem kollektiven Gedächtnis der Stadt lastet: der mörderische, fremdenfeindliche Brandanschlag auf ein von Türken bewohntes Haus, bei dem fünf Menschen starben. Entsprechend groß war das........
© Solinger Tageblatt
