Das BIP ist ein sehr bewegliches Ziel
Vorweg: Wifo, IHS und Nationalbank machen im internationalen Vergleich gute Prognosen. Die Probleme mit den Wirtschaftsvorhersagen sind strukturell und treffen alle Prognosen weltweit. Mann müsse sich in klaren sein, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP), also die jährliche Wirtschaftsleistung in Österreich, "ein sehr bewegliches Ziel ist", sagt Wifo-Experte Scheiblecker. Martin Schneider, Prognose-Experte der Nationalbank, sagt überhaupt, "die Wirklichkeit ist ein hypothetisches Konstrukt". Daten bilden die Realität nur bedingt ab.
Selbst im Nachhinein ist viele Jahre lang ungewiss, wie groß das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wirklich war. Die Statistik Austria als maßgebliche Instanz revidiert ihre Berechnung dafür auch noch nach Jahren, manchmal deutlich. "Das BIP ist bis zum Schluss nur eine Schätzung - die immer besser wird", sagt dazu Schneider. "Wir kommen einer Idee, was in Summe produziert wird, immer näher. Die Realität lässt sich nicht genau messen."
Gerhard Fenz, Leiter der Konjunkturabteilung der OeNB, schätzt, dass etwa ein Viertel des Fehlers in der Prognose aus nachträglichen Revisionen der Statistik Austria stammt. Wobei alle Gesprächspartner der APA Lob für die Statistiker äußern. Die Statistik Austria macht große Revisionen - aber international sind sie noch größer, sagt etwa Scheiblecker. Das Problem liege grundsätzlich in der Datenerhebung und der Abbildung der Wirklichkeit. Dazu kommt, dass alle 10 bis 20 Jahre das Grundkonzept, wie das BIP zu berechnen ist, überdacht wird. Das führt wieder zu Neuberechnungen.
Ein anderes Problem sind unvorhersehbare Ereignisse. "Schocks definieren sich daraus, dass sie unerwartet sind", hält OeNB-Experte Fenz trocken fest und Wifo-Experte Scheiblecker stellt klar: "Schocks können wir nicht vorhersagen." Denn die Vorhersage schreibt - mit qualifizierten Schätzungen zu absehbaren Veränderungen - die Gesetzmäßigkeiten aus der Vergangenheit weiter. IHS-Chef Holger Bonin nennt es "Status Quo Schätzungen".
Plötzliche Positionsänderungen von US-Präsident Donald Trump zu Zöllen sind ebenso wenig enthalten wie der Ausbruch des Krieges in der Ukraine oder die Turbulenzen rund um die Corona-Pandemie. Deshalb lagen die Prognosen für 2020 - Ausbruch der Coronapandemie - außergewöhnlich weit daneben.
Selbst bei absehbaren Entwicklungen wie dem aktuell im Parlament liegenden Strommarktgesetz muss diskutiert werden, ob es in die Prognose einfließt - je nachdem für wie sicher die Umsetzung gehalten wird. "Das ist eine Abwägungssache", so IHS-Prognoseexperte Sebastian Koch. Unter Umständen reagiere die Politik auch auf die Prognose und setze Maßnahmen - was natürlich wieder die Realität von der Prognose abweichen lässt.
Dazu kommt, dass Prognosen gewisse Annahmen für die Zeitperiode enthalten - etwa wie hoch der Ölpreis oder der Wechselkurs zwischen Dollar und Euro sein werden. Wissen kann das niemand, ohne solche Schätzungen funktionieren aber Vorhersagen nicht. Das ist sogar "der größte Brocken" beim Prognosefehler, sagt Fenz. Das sei für eine kleine, offene Volkswirtschaft wie Österreich, die von Entwicklungen im Ausland stark abhängt, nicht........





















Toi Staff
Sabine Sterk
Gideon Levy
Penny S. Tee
Mark Travers Ph.d
Gilles Touboul
John Nosta
Daniel Orenstein
Rachel Marsden