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Ein Riss in der Schale

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05.10.2025

Am 7. Oktober 2023, Simchat Tora, also quasi zum Abschluss dieser Feiertagsroutine, geschah für uns alle das Unfassbare, etwas, das wir bis heute nicht verstehen, nicht wahrhaben können. Die Europäische Rabbinerkonferenz bezeichnete Simchat Tora 2023 als »den schwärzesten Tag seit dem Holocaust«. Das war Ausdruck höchster Betroffenheit und brachte eine neue Dimension des Schmerzes und der historischen Verankerung des Geschehens hervor.

In meinem journalistischen Alltag begegne ich oft dem Ausdruck des »schlimmsten Massakers an Juden seit dem Holocaust«. Und obwohl ich ihn ehrlicherweise selbst oft verwende, gebe ich zu, dass ich mich an dieser Formulierung störe – weil sie qualifiziert und quantifiziert. Und jedes Mal frage ich mich, ob man der Trauer, dem Schmerz, der Wut, aber vor allem der Unvorstellbarkeit darüber, dass man diese Grausamkeit, die man verzweifelt in Worte zu fassen versucht, überhaupt gerecht werden kann, selbst wenn das der Job von uns Journalisten ist. Natürlich nicht.

Ich erinnere mich genau, als ich in den Wochen danach morgens aufgewacht bin und mich gefragt habe: Kann das überhaupt wahr sein? Und jedes Mal war da diese Enttäuschung und Bestürzung, dass der Albtraum Realität war. Ich wusste nicht, wie ich mit diesem Horror umgehen sollte. Das schlechte Gewissen darüber, dass es mir und meiner Familie gut geht, dass wir uns sorglos dem Alltag widmen können, während die Opfer und die Familien der Opfer und Geiseln dies nicht mehr tun können. Nie mehr.

Doch ich muss mich korrigieren. Sorglos war ich nicht. Da waren auf einmal die Ängste der anderen,........

© Juedische Allgemeine