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Auf ein Cramique mit Albert Einstein

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06.04.2025

Wer mit Brigitte Hochs durch das malerische Villenviertel von De Haan spaziert, muss öfters einmal anhalten. Denn Frau Hochs kennt in dem Badeort an der belgischen Nordseeküste ziemlich viele Menschen. Eigentlich kein Wunder: Ihr aus Aachen stammender Vater Ernst führte einst das »Belle Vue«, eines der ersten Hotels am Platz. Zusammen mit ihrem Mann übernahm Brigitte Hochs später die Leitung; vor einigen Jahren hat sie den Betrieb in andere Hände übergeben.

Einem Gast fühlt sich die ehemalige Hotelchefin besonders verbunden: Albert Einstein. Der berühmte Physiker hielt sich 1933 für ein halbes Jahr in De Haan auf - bevor er Europa nach einem kurzen Zwischenstopp in Großbritannien für immer verließ. Selbst erlebt hat Frau Hochs das alles nicht. Sie kam erst 1945 zur Welt - im Hotel übrigens. Aber die Erinnerungen an Einstein wurden in der Familie weitergetragen.

»Hier saß er immer in der Sonne«, sagt sie und zeigt auf die Terrasse des »Belle Vue«. Am Nachmittag gegen vier sei sein Stammplatz stets frei gewesen. Dort pflegte Einstein dann, einen »Café cramique« zu sich zu nehmen, einen Kaffe mit einem Rosinen-Brioche. Ihre Mutter Rachel habe den charmanten Mann ins Herz geschlossen: »Lustige Augen hatte er - und für jeden ein gutes Wort.«

Dabei war der Aufenthalt des Physikers von dunklen Wolken überschattet. Davon zeugten auch die zwei Polizisten in Zivil, die Einstein auf Schritt und Tritt begleiteten. In Deutschland hatten seit Jahresbeginn 1933 die Nationalsozialisten das Sagen - und begannen mit ihrer Jagd auf jüdische Menschen, andere Minderheiten und Oppositionelle.

Einstein vereinte gleich mehrere, vom NS-Regime verhasste........

© Juedische Allgemeine