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Helfen aus Leidenschaft

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19.10.2025

In allen jüdischen Gemeinden gibt es sie: Menschen, die das Gemeindeleben am Laufen halten – weil sie sich im Vorstand engagieren, sich um ältere Mitglieder kümmern, Charity-Veranstaltungen organisieren, eine Chewra Kadischa gründen oder ein Jugendzentrum aufbauen. Oft bekommen sie dafür nicht einmal ein Dankeschön. Wir haben einige von ihnen gefragt, was sie antreibt.

Marlies Studniberg, Mannheim
Seit 1992 gehöre ich mit einer Unterbrechung von neun Jahren dem Vorstand der Jüdischen Gemeinde Mannheim an. Wir sind zu fünft und treffen alle Entscheidungen gemeinsam, jeder von uns ist ehrenamtlich tätig. Es ist schwierig, Nachfolger zu finden, denn für diese Tätigkeit braucht man Zeit. Gleichzeitig bleibt man nicht von Kritik verschont. Als die Gemeinde vor einigen Jahrzehnten in die Stadtmitte zog, begann meine Arbeit im neu gewählten Vorstand. Mein Schwerpunkt war die Jugendarbeit, denn ich war Sonderschullehrerin und bin Mutter dreier Kinder. Ich wünschte mir einen Ort für alle jüdischen Kinder. Damals war kein Raum im neuen Gemeindehaus eingeplant. So fingen andere Mütter und ich an, jeden Freitagnachmittag ein Angebot auf die Beine zu stellen. Heute besuchen zwischen 20 und 25 Kinder das Jugendzentrum.
Mittlerweile engagiere ich mich in einem anderen Bereich: Ich gestalte Führungen für Schulklassen durch unsere Synagoge. Darin sehe ich viel Sinn, und es bereitet mir große Freude. In letzter Zeit beobachte ich, dass immer häufiger muslimische Schüler nicht mehr teilnehmen dürfen. Das ist sehr bedauerlich, denn der Dialog mit den Religionen ist mir wichtig.
Außerdem organisiere ich die Küche, das Veranstaltungsmanagement sowie die Gestaltung unserer Feiertage und Feste. Ich führe täglich viele Telefonate für die Gemeinde, die mir sehr am Herzen liegt. Und ich möchte auch ein Vorbild für meine Kinder und Enkelkinder sein – damit sie ebenfalls eine Beziehung zur Gemeinde aufbauen.

Barbara Schneidewind, Berlin
Mein Chor »Lekulam« probt im Jeanette-Wolff-Heim. Eine unserer Sängerinnen wohnt dort. Deshalb habe ich sie einmal gefragt, ob es in dieser Seniorenresidenz vielleicht Interesse an einem weiteren gemeinsamen Mittagsangebot gibt. Wenn ja, könnte ich einige Ideen beisteuern – schließlich habe ich durch meine bisherigen Aktivitäten schon viele Erfahrungen gesammelt. Schon bald nach meiner Pensionierung als Lehrerin an einer Gesamtschule mit vielen sozial benachteiligten Jugendlichen habe ich mein ehrenamtliches Engagement – neben meiner Rolle als leidenschaftliche Großmutter – fortgesetzt: Ich arbeitete mit arabischen Frauen in einem Nähkurs, unterstützte zeitweise ein Jugendprojekt und unterrichtete im Rahmen eines Senatsprojekts Sinti- und Roma-Jugendliche in Deutsch.

Nach so viel Jugendarbeit wurde mir klar, dass es im Gegensatz zu Projekten für Kinder und Jugendliche kaum Angebote für die Älteren gibt. Die Leiterin der Seniorenresidenz schlug mir daraufhin »Gedächtnistraining« als Thema vor. Also begann ich mit »Bingo« und selbst gebastelten »Tabu«-Karten.........

© Juedische Allgemeine