Wichtiges Exportgut: Wie auf den Malediven Thunfisch geangelt wird
Um drei Uhr morgens schlafen die meisten Einwohner des Dorfes Kanditheemu tief und fest. Nur das leise Rauschen der Wellen, die gegen die vor Anker liegenden Boote schlagen, durchbrechen die Stille auf der gleichnamigen Insel im Norden der Malediven. Mit Eimern und kleinen Taschen bewaffnet tauchen 14 Fischer auf und bewegen sich leise in Richtung Hafen, der Sand knirscht unter ihren abgetragenen Sandalen. Dort besteigen sie über einen schmalen Holzsteg ein 24 Meter langes, Dhoni genanntes, traditionelles Fischerboot.
Für Ibrahim Hamid, den 61-jährigen Kapitän, ist diese Routine seit Jahrzehnten die gleiche: Vor Sonnenaufgang aufstehen, ein Dhoni über den Indischen Ozean steuern und eine Crew beaufsichtigen, die mit einfachen Angelruten silberne Thunfische fängt – auf eine Weise, die sich häufig nicht davon unterscheidet, wie sie es schon als Jungen getan haben.
Thunfisch gehört zu den wichtigsten Exportgütern der Malediven. Dabei setzt die Fischerei des Landes nach wie vor auf eine Methode, die seit fast 1.000 Jahren praktiziert wird: die Thunfische einen nach dem anderen aus dem Meer zu angeln. Das ist nicht nur Tradition, diese Technik dient auch als Modell für nachhaltiges Fischen – und steht in starkem Kontrast zu zerstörerischen industriellen Fischereimethoden wie Grundschleppnetz-Fang und Ringwadenfischerei, die marine Ökosysteme zerstören.
Es geht um Skipjack-Thunfische – auch „Echte Bonitos“ genannt: Sobald sie gefangen und angelandet wurden, werden sie von Inseln wie Kanditheemu zu größeren Verarbeitungszentren transportiert. Als eines der wichtigsten Fischereiexportprodukte der Malediven wird der Fisch hauptsächlich in Konserven ins Ausland verkauft. Mehr als 50.000 Tonnen nachhaltig zertifizierter Thunfisch werden jährlich nach Europa und Nordamerika exportiert. Preiswerter und milder als der Premium-Gelbflossen-Thunfisch, ist Skipjack auch ein wichtiges lokales Nahrungsmittel – oft getrocknet, geräuchert oder als Zutat von Gerichten wie © der Freitag
