menu_open Columnists
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close

Ausstellung | Kampfplatz der Ideologien: Der DDR-Plattenbau als Kunstobjekt

13 1
previous day

Gewiss, der Plattenbau, also die industrielle Herstellung von Betonfertigteilen, die dann auf der Baustelle nur noch zu Wohnblöcken montiert werden brauchten, war keine originäre Erfindung des Ostblocks. Dass er dort trotzdem zum ikonischen Symbol eines ganzen Lebensstils wurde, verdankt er seiner schier massenhaften Verbreitung. Spätestens ab den 1970er-Jahren war der serielle, typologisierte Wohnungsbau flächendeckend der Normalfall und prägte das (sub-)urbane Bild in so gut wie allen ehemals sozialistischen Ländern.

Ganze Generationen von Ostdeutschen wurden von der Standardisierung des Wohnens als ästhetischer und sozialer Tatsache geprägt. Gerne wird heute noch erzählt, dass niemand bei einem Besuch in fremden (Neubau-)Wohnungen nach der Toilette fragen musste, da sie sich stets am selben Ort befand. Ohne Übertreibung kann gesagt werden, dass das Leben im Plattenbau konstituierend für ein gemeinschaftliches Lebensgefühl wurde – was durchaus dem entsprach, was die SED als sozialistische Menschengemeinschaft imaginierte.

Als Ort einstiger gesellschaftlicher Utopien fand und findet die Platte zahlreichen Niederschlag in Kunst und Kultur – bis in die Gegenwart! Daher ist es nur folgerichtig, dass sich mit Wohnkomplex. Kunst und Leben im Plattenbau eine Ausstellung im Potsdamer Kunsthaus Das Minsk nun diesem Sujet nähert. Das Minsk ist selbst Kind seiner Zeit und in den 1970er-Jahren im modernistischen Stil als Restaurant gebaut worden.

Nach der Wende unterschiedlich genutzt und lange leer stehend, wurde es inzwischen durch private Initiative sorgfältig restauriert und dient als Ausstellungshaus. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Kunst aus der DDR, die in den vergangenen Jahren eine deutliche Neubewertung erfahren hat. Einen besseren Ort hätte es also für die von dem Kunstkritiker und Kurator Kito Nedo versammelten 50 Werke von 22 Künstlerinnen und Künstlern kaum geben können.

Nedo, 1975 in Leipzig geboren, ist ost-sozialisiert – wie die allermeisten der in der Ausstellung vertretenen Künstler. Perspektiven von........

© der Freitag