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Die verwegene Tat von Alexander Sachs: Wie er Roosevelt zur Atombombe überredete

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04.08.2025

Alexander Sachs verkehrte im New York der 1930er Jahre mit Physikern, Finanzhaien oder Politikern und zählte zum Freundeskreis von Dorothy Thompson, damals die bekannteste Kolumnistin der USA. Mit Präsident Franklin D. Roosevelt traf er sich ebenso zum Arbeitsessen wie mit dem Unternehmer John D. Rockefeller.

Geschätzt wurde der Banker Sachs – er lebte von 1893 bis 1973 – als liberaler Wirtschaftsberater, der sich darauf verstand, ein Finanzsystem zu beruhigen. Nach dem Wall-Street-Crash von 1929 war er der richtige Mann für den soeben gewählten Präsidenten Franklin D. Roosevelt, um am New-Deal-Programm mitzuarbeiten und im Weißen Haus ein und aus zu gehen. Auf dem Gipfel seiner Karriere war Sachs Vizepräsident von Lehmann Brothers, dazu ein Berater Roosevelts, der seinen Einfluss besonders zu Beginn des Zweiten Weltkriegs geltend machte.

Es war der 11. Oktober 1939, als Sachs zu Roosevelt fuhr, um einen Brief von Albert Einstein zu übergeben. Der Vater der Relativitätstheorie und Nobelpreisträger äußerte sich darin zur entdeckten Nuklearenergie und warnte, dass nun „äußerst wirkungsvolle Bomben neuer Art gebaut werden können“.

Unter den zumeist emigrierten, häufig jüdischen Kernphysikern in den USA kursierte die Angst, Nazideutschland könnte ein eigenes Nuklearprogramm gestartet haben. Schließlich gab es in Göttingen und Berlin bahnbrechende Erkenntnisse zur Kernphysik. Zudem verfügte das NS-Regime nach der Zerstörung der Tschechoslowakei ab 1939 über Uranvorkommen. Unter diesen Umständen musste es verlockend erscheinen, die Kernspaltung für kriegerische Zwecke zu nutzen. Einstein forderte deshalb in seinem Brief, die USA sollten selbst Atomwaffen bauen und dabei keine Zeit verlieren. Sachs sollte das gegenüber Roosevelt mit Nachdruck vortragen.

Die Dringlichkeit, den US-Präsidenten persönlich von einem solchen Projekt zu überzeugen, ergab sich für ihn aus dem Kampf gegen das Naziregime und alle Diktaturen, denen eine freiheitliche Welt im........

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