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Der umstrittene DDR-Roman „Gittersee“: Kann man so ein Werk ins Italienische übersetzen?

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14.09.2025

Dies ist ein Open-Source-Beitrag. Der Berliner Verlag gibt allen Interessierten die Möglichkeit, Texte mit inhaltlicher Relevanz und professionellen Qualitätsstandards anzubieten.

Literaturübersetzung ist ein faszinierendes Thema. Mit meinem Faible für Texte und der Tatsache geschuldet, dass ich seit 25 Jahren in Italien lebe, lese ich zuweilen ein deutsches Buch in der italienischen Übersetzung oder ein italienisches Werk in Deutsch. Spannend ist es, ein Buch in beiden Sprachen zu lesen.

Am Flughafen Mailand bekam ich kürzlich Charlotte Gneuß’ „Gittersee“ in der italienischen Übersetzung „I confidenti“ (Die Vertrauten) in die Hände. Schon während des Fluges begann ich zu lesen und wusste, ich würde direkt anschließend auch im deutschen Original stöbern können. Von „Gittersee“ hatte ich im Zusammenhang mit dem Deutschen Buchpreis 2023 gehört, als der Roman auf deren Longlist stand, und ihn damals gleich meiner Schwester empfohlen: Da gibt es ein Buch, das heißt nach dem Stadtteil, in dem ihr wohnt! Sie hatte es für sich und ihre Nachbarin gekauft. Dass es wieder um Staatssicherheit, Republikflucht und die Enge des Systems ging, wusste ich, aber auch, dass es eine einfühlsame Annäherung an die noch kaum beleuchtete Perspektive von Jugendlichen sei.

Als Ostdeutsche, 1972 in Strausberg bei Berlin geboren, weckte der Roman auch mein Interesse, und so begann ich auf dem Flug von Mailand nach Dresden, eine 1976 im Dresdener Stadtteil Gittersee angesiedelte Geschichte in italienischer Übersetzung zu lesen. Wie würde das sein? Ich erinnerte mich an einen Kinobesuch. Ich lebte noch nicht lange in Italien, es muss Ende 2003, Anfang 2004 gewesen sein, da sah ich „Good Bye Lenin“ das erste Mal: in italienischer Fassung, inmitten italienischer Kinobesucher. Seltsam hatte sich das angefühlt, weil ich einerseits so viel mehr verstand als sie und doch sprachlich weniger, verzweifelt war und wissen wollte, wie dieser oder jener Satz im Original lautete. Ich lachte an anderen Stellen als die, die neben mir saßen.

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Wie würde sich nun ein Buch anfühlen, das schon in Deutschland eine hitzige Diskussion darüber entfacht hatte, ob denn eine 1992 in Westdeutschland geborene Autorin in der Lage beziehungsweise „berechtigt“ sei, glaubhaft einen Roman über das Leben in der DDR zu schreiben? Ich........

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