Wie geht das, Frieden?
Sein Fach war immer schon ein Orchideenfach, gesteht Maximilian Lakitsch. Studierbar an wenigen Hochschulen, hinausgetragen in die Welt von einigen Idealist:innen, die für ihre Expertise auch noch belächelt wurden. Aber in diesen Tagen spürt Lakitsch die Häme für seine Arbeit besonders stark. Lakitsch ist Friedensforscher. „Man hat es sehr schwer heute, das Thema Frieden im Diskurs unterzubringen“, sagt er im Gespräch mit der WZ. Und wenn man es doch tun würde, könne man sich in Online-Kommentaren auf einen Shitstorm gefasst machen. Das Höflichste, womit er bislang noch konfrontiert war, ist als „naiver Träumer“ beschimpft zu werden.
Es sind keine leichten Zeiten für den Frieden. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat sich der Krieg als politische Option rehabilitiert. Er ist zum Dauergast geworden, überall, in Diskussionssendungen, in Social-Media-Feeds, am Stammtisch, zu Hause. Militärausgaben werden weltweit erhöht. Dänemark führt die Wehrpflicht für Frauen ein. Deutschland feiert erstmals einen offiziellen Veteranentag. Journalist:innen pilgern abwechselnd zu nationalen Rüstungsbetrieben, die der großen Nachfrage nicht Herr werden, und zu Soldat:innen in die baltischen Staaten, für Reportagen zur „empfindlichen Ostflanke“ Europas. Expert:innen plädieren für eine emotionale Kriegstüchtigkeit – schließlich brauche es Personal, das all die neu angeschafften Waffen bedienen kann. Das geht nur, wenn es mit dem richtigen Mindset animiert wird, für das eine Gesellschaft breitenwirksam sorgen muss.
Wer in so einem Klima von Frieden spricht, wird schnell als weltfremd abgestempelt. Oder schlimmer noch: als „Appeaser“, Beschwichtiger, der mit seiner Beschwichtigungsrhetorik von Diplomatie, Prävention und Verhandlungen sehenden Auges in die Katastrophe schlittert und sich aufgerüsteten Autokraten freiwillig und vor allem unvorbereitet zum Fraß........
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