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Ein Nein zum Krieg

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24.06.2025

„Stell dir vor, diese Raketen sind nur Sterne und wir sind nicht im Nahen Osten“. Das sind die ersten Zeilen von Shervin Hajipours Lied „Setareh“ (Sterne). Vor knapp sieben Monaten hat der Musiker es herausgebracht. Heute wird es in den sozialen Medien iranischer Accounts rauf und runter gespielt. Hajipour, der mit „Baraye“ (Für) vor drei Jahren die Hymne der feministischen Protestbewegung „Frau, Leben, Freiheit“ gesungen hat, liefert auch dieser Tage wieder den Soundtrack der iranischen Realität. Und wenn man so will, den Soundtrack aller Menschen im Nahen Osten.

Nun ist er also da, der Krieg, der seit Jahren gefürchtet wurde. Am Freitag, den 13. Juni, hat Israel den Iran angegriffen mit der Begründung, dass iranische Atomprogramm sei gefährlich weit fortgeschritten. Und in der Nacht auf den 22. Juni haben sich die USA mit dem Angriff auf iranische Atomanlagen angeschlossen. US-Präsident Donald Trump hat bereits in seiner Rede an die Nation angekündigt, dass weitere Ziele im Iran folgen werden, „wenn der Frieden nicht schnell kommt.“ Als ob.

Als ob die Machthaber der Islamischen Republik nach diesen demütigenden Angriffen ihrer beiden Erzfeinde binnen kürzester Zeit die Waffen strecken werden. Als ob nicht die Kriegstreiber in Teheran, Jerusalem und Washington D.C., damit eine Gewaltspirale losgetreten hätten, dessen Ende nicht absehbar ist. Als wäre Krieg ein chirurgischer Eingriff, der präzise ist, der ein absehbares Ende und nicht unendlich viele Komplikationen hat, an denen letztlich der Patient stirbt – um diese Metapher bis zum Ende auszureizen.

„Stell dir vor, du wärst mehr wert als die Fässer Öl im Lager. Stell dir vor, du wärst wichtiger als ein paar wenige. Statistiken und Zahlen in den Nachrichten“, singt Shervin Hajipour in seinem Lied „Setareh“ weiter. Die Menschen im Nahen Osten sind es nicht. Sie sind der verkraftbare Kollateralschaden extremistischer Machthaber, die ihren Messias-Komplex in der Region ohne Wenn und Aber ausleben – egal ob in........

© Wiener Zeitung