Pille regelt nicht mehr
Es dauert keine 24 Stunden und ich spüre ein Ziehen im Unterleib. Alles klar, es geht los, denke ich mir. Weitere 24 Stunden später und meine Periode ist da. Ich bin müde, gereizt, erschöpft. Das war vor drei Wochen – und ist seitdem Dauerzustand. Denn ich habe die Pille abgesetzt. Nach acht Jahren. Seitdem fühle ich mich nicht mehr wie ich selbst. In den letzten drei Wochen habe ich viel gelitten. Aber auch viel gelernt: Über mich, meinen Körper und ein System, in dem Frauen mit Schmerzen nicht ernst genommen werden.
Montagmorgen, sieben Uhr. Ich blicke in den Spiegel. Schon wieder ein neuer Pickel auf der Stirn. Ich seufze, greife zum Abdeckstift. Seitdem ich die Pille abgesetzt habe, spielt meine Haut verrückt. Das war vorher nie ein Thema. Wenn mich Freundinnen in der Vergangenheit auf meine reine Haut angesprochen haben, antwortete ich nur: Pille regelt. Nun, jetzt regelt die Pille nicht mehr und das spüre ich mit voller Wucht. Vielleicht war es doch keine gute Idee, sich acht Jahre lang ununterbrochen mit Hormonen vollzupumpen. Dafür war es einfach. Jeden Abend um acht Uhr klingelte mein Wecker. Tablette rein, runterschlucken, fertig. Zuletzt hatte ich jedoch das Gefühl, dass mir die rosafarbenen Pillen nicht mehr guttun. Ich wollte wegkommen von der täglichen Hormonzufuhr, den Nebenwirkungen, den Risiken. Und, ganz ehrlich: Ich habe einfach keine Lust mehr, die Verhütung als Frau allein zu schultern.
Also habe ich die Pille an einem Dienstag Ende........
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