Das abgehobene Penthouse von Alfred Riedl
Alfred Riedl bestand auf Apricot. In diesem Farbton erstrahlt die Fassade seines Penthouses. Auf knapp 500 Quadratmeter ließ sich der ÖVP-Bürgermeister von Grafenwörth einen Luxus-Bungalow auf das Dach einer gemeinnützigen Wohnhausanlage bauen. Die Farbe der Wohnhausanlage: Sand. Riedl lebt abgehoben. Nicht nur, was die Farbauswahl betrifft.
Denn sein Haus unterscheidet sich deutlich von den Wohnungen darunter: größere Fläche, höhere Räume, bessere Ausstattung. Riedl hat einen Whirlpool, eine Sauna, einen Kachelofen und eine Outdoor-Küche. Wir wissen das, weil sich das Bundesfinanzgericht intensiv mit Riedls Wohnung beschäftigte.
Riedl ist mit Hilfe der Gemeinnützigen Donau-Ennstaler Siedlungs-Aktiengesellschaft, kurz Gedesag, an das Dachgeschoss gekommen. Die ÖVP-nahe Wohnbaugesellschaft kaufte das Grundstück in bester Grafenwörther Lage. Der damalige Gedesag-Vorstandsvorsitzende ging mit Riedl einen Deal ein. Die Gesellschaft errichtet eine Wohnhausanlage, Riedl darf sich darauf ein Luxus-Penthouse errichten. Das profil berichtete vor zwei Jahren über das „bemerkenswerte Bauprojekt“.
Doch es gibt neue Ungereimtheiten zu dem Geschäft. Wer was und vor allem wie viel gezahlt hat, ist unklar. Falter und WZ liegen Dokumente vor, die Fragen über die korrekte Verteilung der Grundstückskosten aufwerfen. Müssen die Mieter:innen der Wohnhausanlage das Penthouse ihres Bürgermeisters mitfinanzieren?
Die Geschichte spielt am Mühlplatz 2 in Grafenwörth. Sie beginnt vor sieben Jahren, im Jahr 2018. Damals erwarb die Gedesag ein 1.600 Quadratmeter großes Grundstück gegenüber dem Gemeindeamt von Grafenwörth. Die Wohnbaugesellschaft plante eine Wohnhausanlage mit zwölf Mietwohnungen auf zwei Stockwerken, drei Reihenhäusern und Tiefgarage. Gebaut wurde aber noch höher.
Der dritte Stock war komplett für Alfred Riedl reserviert. Er wollte darauf ein Penthouse mit aufwendiger Ausstattung verwirklichen. Riedl kennt sich mit Immobilien aus. Er und seine Familie besitzen zahlreiche Grundstücke in der Weinviertler Gemeinde – Wälder, Wiesen, Baugründe und Weingärten. Seine Immobiliengeschäfte brachten ihn im Sommer 2023 in die Schlagzeilen. Riedl verdiente aufgrund von Umwidmungen und dem Verkauf ehemaliger landwirtschaftlicher Gründe rund eine Million Euro. Die WZ-Headline „Dubai vom Weinviertel“ wurde zum geflügelten Wort. Die WZ enthüllte noch weitere, fragwürdige Grundstücks-Deals des Bürgermeisters. Sie kosteten Riedl das mächtige Amt des Gemeindebund-Präsidenten. An seinem Sessel im Gemeindeamt konnten die Skandale nicht rütteln. Bürgermeister ist er bis heute.
Als solcher hat er seit 35 Jahren einen guten Überblick über Grundstücke am Markt und darüber, welche Bauprojekte in seiner Gemeinde geplant sind. In jenes am Mühlplatz, Projektname „Grafenwörth VIII“, war Riedl von Anfang an eingebunden. Zu verdanken hat er dies Alfred Graf. Graf war damals Gedesag-Vorstandsvorsitzender. Er war Obmann der Stadt-ÖVP in Krems, Riedl wiederum saß 20 Jahre als Abgeordneter für die........
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