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Drogen im Abwasser: Viel Schnee in Tirol

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20.03.2025

Unter der Woche wird in Österreich konstant gekifft. Zum Wochenende hin steigt der Konsum von Amphetamin (Speed) und MDMA (Ecstasy) in den Bundeshauptstädten. Der Kokainkonsum erreicht ein Allzeithoch. Am stärksten in Kufstein, wo um rund ein Drittel mehr Kokain konsumiert, wird als in Wien. Platz Zwei holt sich Innsbruck – so viel gekokst wie in Tirol wird nirgendwo sonst in Österreich.

Zu diesem Ergebnis für das Jahr 2024 kommt die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EUDA). Sie untersucht jährlich das Abwasser von 133 europäischen Städten in 29 Ländern auf Drogenrückstände und liefert dabei wichtige Daten zum Konsum illegaler Substanzen. Auch in Österreich werden dafür Wasserproben aus 17 Kläranlagen untersucht.

Die Daten sowie ihre Visualisierungen hat die EUDA unter anderem der WZ exklusiv zur Verfügung gestellt. Geleitet wird die Recherche vom Urban Journalism Network, in Zusammenarbeit mit dem Berliner Tagesspiegel. Neben Kokain, MDMA, Amphetamin und Methamphetamin (Crystal Meth) werden europaweit auch Ketamin- und Cannabisrückstände erfasst – es ist die größte Analyse ihrer Art.

„Der typische Österreicher trinkt im Schnitt täglich etwas mehr als ein Glas Wein, raucht 3 bis 4 Zigaretten, konsumiert ungefähr 0,07 Joints und rund 1,5 Milligramm an aufputschenden Drogen, hauptsächlich Kokain.“ So beschreibt Herbert Oberacher, Universitätsprofessor an der Medizinischen Universität Innsbruck, den landesweit durchschnittlichen Konsum von Suchtmitteln. Der analytische Chemiker leitet seit 2016 das österreichische Abwassermonitoring und die Zusammenarbeit der mittlerweile 17 Kläranlagen.

Das für Oberacher interessanteste Ergebnis ist, dass sich der europäische Konsum innerhalb Österreichs widerspiegelt. Cannabis ist die am häufigsten konsumierte Droge, die dominierende Stimulanz ist Kokain, gefolgt von Amphetamin und den beiden anderen synthetischen Drogen Methamphetamin und MDMA. So wie in der europaweiten Verteilung zeigen sich auch in Österreich eine Dominanz von Kokain im Westen und Süden sowie ein erhöhter Konsum von Amphetaminen in Norden und Osten.

Für Oberacher spielt Österreich aber bestenfalls im Mittelfeld mit. Das zeigt auch das Ranking: Obwohl der Kokainkonsum in Kufstein Österreich anführt, ist der Abwasserwert im belgischen Antwerpen beinahe viermal so hoch – bislang jährlich steigend. Auch der Amphetamin-Konsum erreicht nur einen Bruchteil der Werte aus Schweden oder Deutschland; österreichweit am höchsten ist er in Ried im Innkreis. Der europaweite Konsum an Methamphetamin dominiert in Tschechien und weitaus mehr MDMA wird in den Niederlanden konsumiert. Europaweit führen nach wie vor Antwerpen und Amsterdam die Ranglisten an. Antwerpen findet sich in den Top-Fünf bei MDMA, Kokain, Amphetamin und Ketamin. Ähnlich Amsterdam, wo allerdings mehr Cannabis als Amphetamin konsumiert wird.

Der im europäischen Vergleich eher niedrige Konsum liegt für Oberacher vor allem an den guten Präventionsmaßnahmen. Er sieht trotz des Anstiegs des Suchtmittelkonsums keinen Grund zur Panik. „Ein gewisser Teil der Bevölkerung konsumiert regelmäßig, aber im gesamteuropäischen Vergleich ist das nicht außergewöhnlich“, sagt Oberacher.

Um die Regelmäßigkeit des landesweiten........

© Wiener Zeitung