Meine Hafermilch löscht keine Waldbrände
Spanien, Frankreich, Griechenland, Montenegro: Europas Wälder brennen.
Seit Jahresbeginn sind in der EU bereits 10250 Quadratkilometer Fläche abgebrannt. Das entspricht in etwa der Größe von Kärnten und ist fast fünf Mal mehr als 2024 im selben Zeitraum. Gleichzeitig haben sich die CO2-Emissionen durch die Waldbrände dieses Jahr mehr als verdreifacht. Die zahlreichen Feuer in den Balkanstaaten oder der Türkei noch gar nicht miteinberechnet.
Aber wie kann das sein? Ich trinke meinen Kaffee mit Hafermilch, fahre jeden Tag mit meinem Second-Hand-Rad durch die Stadt und seit ich denken kann, trenne ich sorgfältig meinen Müll. Wie sich das für eine „ghörige” Vorarlbergerin in Wien eben gehört. Mehr Öko-Laura geht kaum, oder? Ich gebe aber zu, manchmal findet dann doch ein Schuss Kuhmilch seinen Weg in meinen Kaffee. Ja, (natürlich) bio! Und demnächst werde ich meine dritte Flugreise in diesem Jahr antreten. Aber immerhin nur Kurzstrecke, ich spende dafür ein paar Euro an ein Umweltprojekt und außerdem leiste ich mir heuer auch noch eine teure Fahrt im Nachtzug.
„Moralische Lizenzierung“ nennt man dieses Verhalten in der Wissenschaft. Für jede gute Tat rede ich mir ein, einen Freifahrtschein für eine schlechte Tat verdient zu haben. Dieses psychologische Phänomen ist mit ein Grund, warum wir das Ziel, die globale Erderwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten, verfehlen werden. In Österreich steigen die Temperaturen übrigens mehr als........
© Wiener Zeitung
