Selbst gemacht: Care-Arbeit unter dem Deckmantel Öko
Wer in Vorarlberg auf den Wochenmarkt geht, der wird über sie stolpern: junge Frauen mit oder ohne Kinderwagen, die für das Kochen daheim Bio-Lebensmittel einkaufen. Oder sich gleich Saatgut für den eigenen Gemüsegarten kaufen. Bloß keinen Arbeitsschritt mehr aus der Hand geben. Eine Kindergarten-Pädagogin erklärt ausdrücklich im Kennenlern-Gespräch, welche Süßigkeiten die Kinder in der Institution essen dürfen: „Selbstgemachte Muffins sind erlaubt. Bitte keine Torte aus der Tiefkühltruhe.“
Vom Vetterhof, einem großen Bio-Landwirtschaftsbetrieb in Vorarlberg, heißt es, dass sie im Sommer Absatzprobleme im lokalen Sortiment haben. Denn das eigene Gemüse zuhause anbauen, das erlebe eine „Renaissance“.
Willkommen in der neuen Welt, die sich ein bisschen wie eine alte anfühlt. Denn Bio, lokal und selbst gemacht ist schön und gut. Aber auch eine weitere Aufgabe, die vor allem einem Geschlecht aufgebürdet wird. Der Frau nämlich.
In Vorarlberg steht Österreichs einziges Frauenmuseum. Bis Ende Oktober wird dort eine Ausstellung über die Textilindustrie gezeigt, inklusive Materialgarten und Anleitungen zum selbst Flicken im Museumshop. Es ist eine Ansage gegen Fast Fashion. Aber auch eine Einladung zur Mehrarbeit.
Stefania Pitscheider Soraperra, die Direktorin des Frauenmuseums, gibt im Gespräch mit der WZ zu, dass der Trend zum Selbermachen (garteln, backen, flicken etc.) für Frauen........
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