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Von TikTok zu Tren: Social Media heizt Steroidmissbrauch an

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08.07.2025

„Es fühlt sich an wie Spiderman nach dem Spinnenbiss“, schreibt ein User unter ein TikTok-Video. „Damit hast du mich überzeugt“, kommentiert jemand direkt darunter. Ein anderer: „Der Spiderman-Vergleich war alles, was ich hören musste, um meinen ‚Natty‘-Status zu überdenken.“ Das besagte Video zeigt einen jungen Mann, der in die Kamera blickt. Über seinem Gesicht prangt in großen Lettern die Frage: „An alle, die Steroide ausprobiert haben, wie fühlt es sich an?“

Als ‚Natty‘ bezeichnen sich jene, die nicht künstlich nachhelfen, um ihr Muskelwachstum zu beschleunigen. Immer mehr gehen einen anderen Weg und nutzen dafür anabole Steroide: Substanzen, die die Proteinbiosynthese in Muskelzellen fördern und so den Muskelaufbau sowie die körperliche Leistungsfähigkeit steigern können.

Wie leicht man in eine Online-Bubble gerät, in der sich alles um Muskelaufbau dreht und Steroide nicht nur ganz offen zelebriert, sondern auch noch zum Verkauf angeboten werden, haben sich WZ-Trainee Katharina Nieschalk und Redakteur Simon Plank in einem Selbstversuch angesehen. Keine 24 Stunden dauerte es, bis wir uns anabole Steroide vor unsere Haustür liefern lassen hätten können.

„Früher wollte jeder aussehen wie Brad Pitt, das ist heute für Männer kein Ideal mehr, heute ist der Standard Dwayne ‚the Rock‘ Johnson“, erzählt Eric (Name geändert) in einem Telefongespräch mit der WZ: „Es wird immer mehr erwartet, dass man als Mann viele Muskeln hat.“ Als Teenager fühlte er sich im Vergleich zu anderen Burschen in seinem Alter zu schmächtig, verspürte einen starken Druck, muskulöser zu sein. Deshalb beschloss er mit 15, seinem Muskelaufbau mit anabolen Steroiden nachzuhelfen.

Das ist inzwischen jetzt über zehn Jahre her. Mittlerweile bereut er diese Entscheidung. „Es war dumm, ich habe mich einfach null informiert, bevor ich begonnen habe, das Zeug zu nehmen“, erinnert sich der 26-Jährige. Mit „Zeug“ meint er unterschiedliche anabole Substanzen, die er über zwei Jahre hinweg seinem Körper zuführte. Zuerst nahm er reines Testosteron, nach und nach griff er zu anderen anabolen Mitteln, wie Winstrol, dann Deca-Durabolin und schlussendlich zu Trenbolon – chemisch veränderte Steroidverbindungen, die auf........

© Wiener Zeitung