Vereinigte Männer Wiens
Vor Kurzem übernahm ein Mann (Stefan Bachmann) den Direktorposten des Burgtheaters von einem anderen Mann (Martin Kusej).
Überhaupt übernehmen sehr oft Männer Direktorposten, überall ist das so, aber im Theater ganz besonders. Da ist das „sehr oft“ sogar ein „fast ausschließlich“.
So war mit Katrin Bergmann überhaupt erst eine Frau Direktorin des Burgtheaters seit seiner Gründung im Jahr 1748. Das sind ja aber immerhin erst 277 Jahre und Frauen sind nur mehr als die Hälfte der Bevölkerung, da dauert es eben, bis man welche findet.
Das Wiener Volkstheater war in seiner Frauensuche bislang doppelt so erfolgreich: Ganze zwei Frauen waren bislang Direktorinnen: Anna Badora und Emmy Werner. Und das immerhin in nur 136 Jahren.
Ganz unsarkastisch lässt sich feststellen, dass an den Entscheidungshebeln und an den Machtpositionen in Theatern fast ausschließlich Männer sitzen. Der Theaterbetrieb ist, ebenso wie der Literaturbetrieb, eine Männerdomäne. Wichtige Posten, gut bezahlte Engagements, Intendanzen, Direktorate sind in aller Regel Männern vorbehalten, und: je wichtiger das Haus, desto männlicher die Toppositionen. Je höher und entscheidender die Entscheidungsposition, desto höher die Männerquote. Beispielsweise findet man als Regieassistent:innen noch etwa gleich viele Frauen wie Männer, bis zur Regisseurin werden allerdings die wenigsten Frauen durch die gläserne Decke gelassen. Hier findet sich ein Verhältnis von 70:30. Bei den Autor:innen ist die Männerdominanz besonders hoch. Der einzige Beruf, bei dem das Verhältnis zugunsten von Frauen ausfällt, ist einer im Niedriglohnbereich: die Souffleuse. Männer übernehmen leitende Posten, Frauen machen die Zuarbeit.
Und dass, obwohl der Großteil des Theaterpublikums........
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