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Eine Diskussion ohne Denkverbote – ohne an Frauen zu denken

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23.05.2025

Mit der sich verschlechternden Sicherheitslage in der Welt im Allgemeinen und in Europa im Besonderen wird derzeit immer wieder die Forderung laut, die in Österreich für Männer geltende Wehrpflicht auch auf Frauen auszuweiten.

Zuletzt forderte der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) einen verpflichtenden „Wehr- und Sozialdienst“ für alle. Was den meist männlichen Befürwortern eines allgemeinen Zwanges zu Wehr- oder Zivildienst nicht ein- oder aufzufallen scheint, ist folgende Tatsache: Frauen leisten bereits Sozialdienst. Allerdings nicht, wie von Doskozil gefordert, neun Monate, sondern oft ein Leben lang.

Doskozil will also eine „Diskussion ohne Denkverbote“. An die Lebensrealitäten von Frauen denkt er selbst dabei offenbar keine Sekunde, obwohl ihm das ja niemand verboten hat.

Denn: In einer Gesellschaft, in der unbezahlte Arbeit in Kinderbetreuung, Pflege, Fürsorge, Haushalt und Familienmanagement derart ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt ist, wie in der österreichischen, kann man die Forderung, ausgerechnet Frauen zu noch mehr Gratisarbeit zwingen zu wollen nur als völlig blind für die realen Lebensumstände und Belastungslagen von Frauen bezeichnen. Es sind nämlich Lebensumstände die bereits sehr umfassend unbezahlten Sozialdienst beinhalten.

Vielleicht hilft eine kurze Erinnerung an die Fakten: Die letzte österreichische Zeitverwendungsstudie aus den Jahren 2021/22 hatte zum Ergebnis, dass Frauen in Österreich etwa 4,5 Stunden unbezahlte Arbeit pro Tag leisten, rund zwei Stunden mehr als Männer. Im Vergleich zur letzten Zeitverwendungsstudie aus den Jahren 2008/09 zeigte........

© Wiener Zeitung