menu_open Columnists
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close

Die neuen alten Pronatalisten

11 1
10.05.2025

Die neuen, aber ideologisch sehr alten Pronatalisten zeigen sich höchst besorgt um die Geburtenraten in westlichen Ländern. Eines der bekanntesten Gesichter dieser neuen, pronatalistischen Ideologie ist Elon Musk. Selbst hat er 14 Kinder mit mehreren Frauen gezeugt. Und seit Monaten schon beklagt Musk auf seiner Plattform X, dass die sinkende Geburtenrate die größte Gefahr für, wenn schon nicht die gesamte Menschheit, dann in jedem Fall für den Westen darstelle. Der Grund für den Bevölkerungsschwund ist auch schnell ausgemacht: Der Feminismus ist schuld. So retweetete Musk vor Kurzem (oder x-te, wie das nach seiner Übernahme der Plattform heißt) folgendes Statement:

„Die Wahrheit ist, dass man keinen weit verbreiteten Feminismus UND hohe Geburtenraten haben kann. Und die Menschen haben sich stillschweigend dafür entschieden, dass der Feminismus wichtiger ist. Nur sehr wenige moderne Männer oder Frauen haben den Wunsch oder den Willen, diese „Errungenschaften“ zu schmälern. Einschließlich der Konservativen. Es gibt noch andere Faktoren, die dazu beitragen, aber dies ist der unangenehme Kern des Problems. Man kann keinen Massenfeminismus (sowohl in der Politik als auch in der Kultur) und hohe Geburtenraten haben. Das sind gegenläufige Kräfte.“

Abgesehen vom stockkonservativen Geschlechterrollenverständnis, das dieser Ideologie zugrunde liegt und das Frauen auf Produzentinnen von Menschenmaterial reduzieren möchte, ist all das auch inhaltlich grundfalsch. Denn: Frauen bekommen nicht deshalb weniger Kinder, weil ihnen Feministinnen sagen, sie sollen nicht, sondern weil sie in einem System leben, in einem patriarchalen nämlich, das es ihnen verunmöglicht, Mütter zu sein und gleichzeitig gesellschaftlich zu partizipieren. Die Rolle in die Frauen durch ihr Mutter-Sein aktuell gedrängt werden, ist inkompatibel mit einem emanzipierten Leben. Die Lösung hierfür liegt aber nicht im Bekämpfen von zweiterem – der Emanzipation –, sondern von ersterem – der systematischen Diskriminierung, Zurückdrängung und Unsichtbarmachung von Müttern.

Mutter zu werden geht für Frauen mit einer Reihe von........

© Wiener Zeitung