Das Ende einer Bewegung die nie eine war: P. Diddy und MeToo
Wer nach der Wahl Trumps, einem zivilrechtlich verurteiltem Sexualstraftäter zum US-Präsidenten, noch nicht verstanden hat, dass wir in einer, freundlich gesagt, Post-MeToo-Ära angekommen sind, hat es spätestens jetzt verstanden. P. Diddy, der bürgerlich Sean Combs heißt und sich kürzlich noch den Namen „Love“ verpasst hat (nein, das ist kein Scherz, er meint das ernst), wurde in drei von fünf Anklagepunkten freigesprochen.
Die Vorwürfe gegen den Hip Hop-Mogul waren vielfältig, massiv und erschütternd. Er soll über 20 Jahre lang Menschen, vorrangig Frauen, geschlagen, eingesperrt, vergewaltigt, bedroht und erpresst haben. Sean Combs wurde außerdem des Menschenhandels beschuldigt. Videos, Fotos und Textnachrichten belegen viele der Vorwürfe. Eines dieser Videos bekam sogar die breite Öffentlichkeit zu Gesicht: Jenes nämlich, das zeigt, wie er seine Exfreundin Cassie Ventura auf dem Flur eines Hotelzimmers auf Brutalste verprügelt. Auch häusliche Gewalt fand sich also wenig überraschend in der langen Liste an Vorwürfen gegen Sean Combs. Diese allerdings wurden nicht einmal von der Verteidigung bestritten. Alle anderen schon.
P. Diddy wurde letzten Endes in nur zwei Anklagepunkten schuldig gesprochen: für den „Transport zur Prostitution“ in zwei Fällen. In den drei härtesten Anklagepunkten, nämlich Menschenhandel in zwei Fällen und der Verschwörung zur organisierten Kriminalität wurde er freigesprochen. Besser hätte es für „Love“ also kaum laufen können.
Vor dem Gerichtssaal........
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