Das Millionengeschäft hinter dem lächelnden Guru
„Wir schliefen in der Wohnung über dem Shop, zu fünft in einem Zimmer, bekamen manchmal Essen und etwas Geld auf die Hand“, erinnert sich Tomas. Der Slowake war wie viele seiner Kolleg:innen im Sewa-Shop in Wien nicht offiziell angestellt. Er ist ein Ex-Mitglied der spirituellen Gemeinschaft Sri Chinmoy, die mit gratis Meditationskursen auf Plakaten wirbt.
Er will anonym bleiben, also nenne ich ihn Tomas. „Die meiste Zeit arbeitete ich im Shop auf der Mariahilferstraße“, erzählt der Slowake im Gespräch mit der WZ. Auch im „My Secret Garden“ hat er immer wieder ausgeholfen. Das vegetarische Restaurant im Raimundhof ist ebenfalls ein sogenanntes Divine Enterprise, also ein göttliches Unternehmen, das von Anhänger:innen des spirituellen Lehrers Sri Chinmoy, den sogenannten Disciples (Jünger), gegründet wurde. Dort arbeiten wiederum Disciples – sowohl angestellt als auch schwarz.
Obwohl der Guru Sri Chinmoy 2007 starb, lebt seine Philosophie weiter. Und einer der Grundpfeiler dieser Philosophie ist es „Selfless Service“ zu leisten. Mindestens drei Stunden täglich, denn bedingungsloser, selbstloser Dienst sei ebenso zielführend, die eigene Göttlichkeit zu erkennen, wie die höchste Form der Meditation, erklärte der spirituelle Lehrer. Da passt es gut, dass der Geschäftsführer von Sewa in Österreich, Frank Perlick, auch das Lotus Zentrum in Wien leitet und Meditationskurse gibt.
„Ich war von Beginn an ein treuer Anhänger des Gurus“, erzählt Tomas. Er war Teil des Teams, das Madal Bal in der Slowakei gegründet hat. Die Unternehmensgruppe ist mittlerweile eine Aktiengesellschaft, die unter anderem hinter den Sewa-Shops steht. Madal Bal startete 1978 als Naturkostgeschäft in der Schweiz, gegründet von Andreas Beyer, der mit dem Handel eines Sirups zum Fasten groß wurde. Heute steckt hinter dem von Sri Chinmoy verliehenen spirituellen Namen, eine Holding mit Sitz in der Schweiz, die Geschäfte in mehr als zehn Ländern in Europa betreibt und laut eigenen Angaben mehr als 400 Mitarbeiter:innen beschäftigt. Unternehmer Andreas Beyer, der in der Community unter dem Namen Kailash bekannt ist, ist zudem Präsident des Vereins, der hinter dem Sri Chinmoy Center in Zürich steht, sowie spiritueller Leiter und Lehrer.
Zum Kerngeschäft von Madal Bal gehören die Shops in der Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien und Tschechien, die vor allem Billigstwaren und Restpostenprodukte aus Indien und China verkaufen, und der Großhandel mit Reformprodukten. In der Slowakei, in Tschechien, Ungarn und Mazedonien bringt zudem der Großhandel mit Werkzeugen großen Umsatz. Das Geschäft läuft so gut, dass eigene Logistikzentren gebaut und Lager- und Warenbewirtschaftung als weiterer Geschäftszweig ausgebaut wurden.
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© Wiener Zeitung
