Wilfried Haslauer: „Das ist eine historische Chance“
trend: Die Frage liegt auch wenige Wochen danach noch bleischwer über dem Land: Ist eine nationale Tragödie wie jene, die am Dienstag nach Pfingsten Graz und ganz Österreich heimgesucht hat, Schicksal oder mit mehr Prävention und Sicherheitsmaßnahmen verhinderbar?
Wilfried Haslauer: Es ist wahrscheinlich eine Mischung aus beiden. Man kann Menschen, die in einer psychischen Ausnahmesituation sind und bis dahin nicht auffällig waren, nicht detektieren. Wahrscheinlich gibt es überhaupt keine Sicherungsmittel, sie davon abzuhalten, ihre Untaten auszuüben. Denken wir an all die Vorfälle, die in den letzten Monaten und Jahren gewesen sind, wo an öffentlichen Plätzen, in Schulen oder anderen Einrichtungen, Leute völlig aus dem Nichts auftauchen und ihre Handlungen setzen. Die große politische Abwägung besteht darin, wie sehr lassen wir uns durch solche Handlungen die Normalität unseres Lebens beeinträchtigen oder nehmen sie gar zurück. Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass wir um diese Normalität weiter kämpfen. Das hat nichts damit zu tun, dass man das Waffengesetz nun einer Überprüfung unterzieht und Maßnahmen setzt.
trend: Politiker, aber auch Zeitungen wie die in Ihrem Bundesland gewichtigen „Salzburger Nachrichten“ fordern ein generelles Verbot von privatem Waffenbesitz. Geht Ihnen das zu weit?
Auch darüber muss man diskutieren. Für mich ist die Frage: Warum benötigt man als Privatperson eine Schusswaffe? Es kann ja im Grunde genommen nur zur Selbstverteidigung sein. Ich gehe in diese prinzipielle Diskussion sehr offen hinein.
trend: Im Lichte des Amoklaufs wurde die Amtsübergabe in der ÖVP auf Ende Juni verschoben. Sie waren 20 Jahre in der Landesregierung, davon zwölf Jahre als Regierungschef. Das öffentliche Bild von Landeshauptleuten schwankt zwischen beinahe allmächtigem Landesfürst und hauptsächlich als Eröffnungsredner tätigem Grüß-August. Was kommt der Wirklichkeit näher?
Ich glaube, dass keine der Zuschreibungen zutrifft. Richtig ist aber, die Konstruktion der Landeshauptmänner vereinigt beides: die repräsentative Funktion einer Art Landespräsidenten mit der Funktion eines Regierungschefs.
trend: Also Alexander Van der Bellen und Christian Stocker in einer Person?
Sozusagen. Da der Landeshauptmann nicht nur für den Bereich der Landesverwaltung und der Gestaltung im Land, sondern auch für den Bereich der mittelbaren Bundesverwaltung zuständig ist, bekommt diese Tätigkeit ein besonderes Gewicht. Da Österreich als eine föderale Republik konstruiert ist, kommt den Landesregierungen und auch dem Landesparlament eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu.
trend: Sie haben sich als Landeshauptmann auch für Salzburg als Wirtschaftsstandort verantwortlich gefühlt. Was ist Ihnen in diesen zwei Jahrzehnten wirtschaftspolitisch gelungen? Wo sind Sie gescheitert?
Also was mich freut, ist, dass nach diesen zwei Jahrzehnten Salzburg als das wirtschaftlich erfolgreichste Bundesland in........
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