Politik Backstage: Türkis-Rot-Pink in der Abseitsfalle
Beate Meinl-Reisinger mühte sich mit einer Extraportion feuriger Stimme und rhetorischen Kniffen, dem auf den ersten Blick exotischen Thema Leben einzuhauchen. „Schon heute zählen elf afrikanische Staaten zu den zwanzig am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt“, proklamierte die Außenministerin diesen Mittwoch nach dem wöchentlichen Ministerrat, auf dessen generell unspektakulären Tagesordnung als Punkt 10 stand: Die Regierung gibt den Startschuss zur Erarbeitung einer Afrika-Strategie.
Die Botschaft der pinken Ressortchefin, die sich mehr denn je auch als Außenwirtschaftsministerin versteht: Im Fall von Afrika gehe es längst nicht mehr allein um Entwicklungshilfe. Angesichts eines Kontinents, auf dem mit 1,5 Milliarden Menschen bald ein Fünftel der Weltbevölkerung lebt, eröffnen sich auch für österreichische Firmen enorme Chancen, propagiert Meinl-Reisinger mit großem Nachdruck: „Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es vergleichbares Potenzial für Wirtschaftswachstum. Eine stark wachsende Bevölkerung, enorme Rohstoffvorkommen und dynamische Märkte machen den Kontinent für ein exportorientiertes Land wie Österreich zu einem strategischen Partner von größter Bedeutung.“
Auch wenn sachliche Argumente wie diese bestechend sind. Die Ankündigung, die Regierung mache nun Ernst mit der Erarbeitung einer Afrika-Strategie, ist vor einer breiten Öffentlichkeit an sich nur schwer über die Rampe zu bringen. In Zeiten wie diesen erst recht, wo täglich neue Horrormeldungen von Firmenpleiten oder Jobabbau in Österreich und russischen Drohnen-Einfällen im europäischen Luftraum für eine toxische Mixtur aus Aufregung und Schockstarre sorgen.
Hier geht es zur neuen Podcastfolge von Politik Backstage - erzählt von der KI-generierten Stimme von trend-Kolumnist Josef Votzi.
Der von Meinl-Reisinger angeführte gemeinsame Medienauftritt des pink-türkis-roten Regierungstrios nach dem Ministerrat war „ein Schuss in den Ofen“, wie hinterher ein türkiser Kabinettsmitarbeiter sarkastisch anmerkte.
Es kam keine einzige Frage zur nachdrücklich präsentierten Afrika-Strategie. Die anwesenden Journalist:innen tischten, für Medienprofis wenig überraschend, ein Bündel Fragen zu gerade brennenden Themen auf: Wie kommt es, dass zehn Burschen, die mit einer damals Zwölfjährigen Sex hatten, unbehelligt und lachend nach einem Freispruch aus einem Gerichtssaal spazieren können? Was tut die Regierung gegen die neuerlich hartnäckig bei vier Prozent festsitzende Inflationsrate?........
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