Wirtschaftsweise Grimm: Deutschland bei Stromkosten langfristig nicht konkurrenzfähig
Artikel vom 24.04.2025
Die Wirtschaftswissenschaftlerin, eine der Rednerinnen beim Ludwig-Erhard-Gipfel, sieht im Interview in der Versorgungssicherheit ein zentrales Handlungsfeld
Deutschland werde strukturell nicht mit den niedrigen Stromkosten in den USA oder China konkurrieren können, sagt die Wirtschaftswissenschaftlerin Veronika Grimm. Die Spitzenforscherin, die seit 2020 Mitglied im Rat der Wirtschaftsweisen ist, äußerte sich in einem Interview vor dem Ludwig-Erhard-Gipfel (7. bis 9. Mai), bei dem Grimm Podiumsrednerin sein wird. Das Ziel müsse vielmehr ein verlässlicher und langfristig tragfähiger Strompreis sein, so Grimm. Dabei sei es wichtig, strukturelle Kostenfaktoren anzugehen, statt dauerhaft auf Subventionen zu setzen. So würde beispielsweise der Netzausbau in der Realität weiterhin den ambitionierten Planungen hinterherhinken, beklagte die 53-Jährige. Dringend nötig seien jetzt massive Investitionen, kosteneffiziente Umsetzungsstrategien sowie schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren.
Die Versorgungssicherheit im Stromsystem sei ein zentrales Handlungsfeld: „Die Expertenkommission hat im Monitoringbericht 2024 auf den erheblichen zusätzlichen Bedarf an Gaskraftwerken bis 2035 hingewiesen.“ Grimm empfiehlt daher eine zügige und weniger restriktive Umsetzung der Kraftwerksstrategie, insbesondere hinsichtlich der Wasserstoffverpflichtungen. Langfristig brauche es einen Kapazitätsmechanismus, der ineffiziente Einzelmaßnahmen ersetzt und Investitionen effizient lenke.
Gleichzeitig kritisierte Grimm strukturelle Defizite im Strommarktdesign: „Die einheitliche Gebotszone verhindert regionale Preissignale und führt zu ineffizienten Investitionsentscheidungen.“ Als Lösung bringt sie die Einführung regionaler Gebotszonen ins Spiel – mit gezielteren Signalen für Erzeuger und Verbraucher. Das könne nicht nur die Flexibilität im System erhöhen, sondern auch die Systemkosten senken und Investitionsanreize an den richtigen Orten setzen.
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