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Verweigern Sie sich Zuckerbergs dystopischen Visionen

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18.05.2025

Mark Zuckerberg ist nicht nur der Gründer von Facebook, sondern ein Mann, der immer wieder durch eigentümliche Theorien über menschliche Identität, menschliches Verhalten oder menschliche Beziehungen auffällt. Schon vor 15 Jahren, im Jahr 2010, erklärte Zuckerberg zum Beispiel dem Tech-Journalisten David Kirkpatrick, Autor des Buches »Der Facebook-Effekt«: »Die Ära, in der man für Freunde am Arbeitsplatz oder Kollegen ein anderes Image pflegte als für andere Leute, wird vermutlich ziemlich bald enden. Zwei Identitäten zu haben, ist ein Beispiel für einen Mangel an Integrität.«

Christian Stöcker, Jahrgang 1973, ist Kognitions­psychologe und seit Herbst 2016 Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW). Dort verantwortet er den Studiengang Digitale Kommunikation. Vorher leitete er das Ressort Netzwelt bei SPIEGEL ONLINE.

Die Tatsache, dass Menschen in unterschiedlichen sozialen Situationen unterschiedliche Rollen einnehmen, ist den meisten Menschen aus ihrem Alltag sehr vertraut und eine in Psychologie und Soziologie schon lange akzeptierte Konstante menschlichen Daseins. Das ist auch besser so, denn die meisten Kinder kämen beispielsweise vermutlich nicht so gut voran, wenn ihre Eltern sie behandelten wie Arbeitskollegen oder Saufkumpane. Um nur ein Beispiel zu nennen.

Diese Woche wurde Mark Zuckerberg 41 Jahre alt, er hat mittlerweile drei Kinder. Insofern hat er seine College-Vorstellungen von Integrität und Identität möglicherweise der Realität angepasst, auch seinen Kindern wäre das zu wünschen. Mittlerweile ist der Multimilliardär aber überzeugt, dass es am Arbeitsplatz wieder mehr »maskuline Energie« brauche, und auch das ist wiederum nicht nur ein bisschen peinlich, sondern steht im eklatanten Widerspruch zum Stand der Forschung  zum Thema »maskuline Energie am Arbeitsplatz«. Vieles deutet nämlich darauf hin, dass Männlichkeitsgehabe deutlich negative Auswirkungen für die Belegschaft und deren Leistung hat.

Eigene Theorien über die Grundlagen des Menschseins hat Zuckerberg auch fürs Private. Zum Beispiel erklärte er kürzlich in einem Interview , dass viele von uns dringend künstliche Freunde brauchen.

»Der durchschnittliche Amerikaner hat weniger als drei Freunde, glaube ich, drei Leute, die er als Freunde betrachtet«, so der Facebook-Gründer.........

© Spiegel Online