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Wer hat den 12-tägigen Krieg gewonnen?

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05.07.2025


Es ist Waffenstillstand und jetzt kommen die westlichen Journalisten und bewerten einen später rückblickend wohl wichtigsten Kriege der Neuzeit wie Punktrichter einen Weltmeisterschaftsboxkampf, bei dem beide Kontrahenten die zwölf Runden überstanden haben. Dabei ist es sicherlich kein Wunder, dass Trump von einem totalen Sieg der USA und Israels faselt, während Imam Chamenei seinem Volk zum Sieg über den Zionismus und die USA gratuliert. Fragt sich nur, wer von beiden bisher bereits mehrfach der klaren Lügen überführt worden ist.

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Bei der Bewertung einer Auseinandersetzung – unabhängig davon, ob sie kriegerisch erfolgt oder nicht – genügt es nicht beide Kontrahenten mit den eigenen Maßstäben und den eigenen Zielen derjenigen zu beurteilen, die sich zu selbsternannten Richtern aufspielen. Vielmehr muss die Frage des Erfolgs an dem jeweiligen Anspruch gemessen werden. Was waren die jeweiligen Ziele? Dieser Ansatz soll kurz an einem einfachen Beispiel erläutert werden. Nehmen wir an der Schwergewichts-Boxweltmeister tritt gegen einen jungen Amateur-Nachwuchs-Mittelgewichts-Meister an, so ist das Ergebnis des Kampfes von vornherein klar und eine Durchführung wäre absurd. Aber wenn das Ziel des Kampfes nicht ist, wer den anderen zu Boden schlägt, sondern die Wette läuft, ob der Unterlegene 10 Sekunden durchhält oder nicht, dann hätte der Jüngling nach 11 Sekunden gewonnen, selbst wenn er danach krankenhausreif geprügelt wird. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die jeweiligen Ziele der jeweiligen Kontrahenten genauer unter die Lupe zu nehmen.

Was war und ist das Ziel Israels, was der USA und was der Islamischen Republik Iran? Es genügt dabei nicht nur die kurzfristigen Kriegsziele zu betrachten. Würde das genügen, dann hätten die USA und Israel klar verloren, denn sie haben kein einziges ihrer Kriegsziele (Entwaffnung Irans, Regime-Change, Tötung Imam Chameneis, Beendigung der Unterstützung des geschundenen palästinensischen Volkes, Beendigung des Atom-Programms usw.) erreicht. Doch jene Kriegsziele sind nur die Symptome einer viel tiefer liegenden Agenda, die genauer unter die Lupe genommen werden muss.

Israel Hauptziel ist seit ihrer Gründung die Etablierung von Groß-Israel und die totale Beherrschung aller Nachbarn, damit sie ihr Ziel erreichen können. Das durfte bis vor wenigen Jahren nie gesagt werden, ohne als Antisemit abgestempelt zu werden. Aber jetzt geben es die Zionisten selbst offen zu. Dafür müssten alle Nachbarn den Israelis Land abtreten für den Groß-Israel-Wahn. Daneben soll Israel die sichere Heimstätte für Juden in aller Welt sein, damit sie beim Aufkeimen von Antisemitismus eine sichere Heimat haben. Ist eines dieser Ziele erreicht worden? Ist Israel heute sicherer als vor zwei Wochen? Schaut die Welt (und damit sind nicht nur die Presstituierten und Marionetten-Politiker der Westlichen Welt gemeint) heute wohlwollender auf Israel? Ist Israel heute unter den Völkern der Welt angesehener? Ist militärische Lage Israels heute besser? Oder ist Israel inzwischen das Land, das am gefährlichsten für........

© Neue Rheinische Zeitung