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Tod von Franziskus: Ein Papst mit zwei Gesichtern im Dienste einer reaktionären Institution

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22.04.2025

Mit seinem Image als Papst der Armen, der die Messe in den Slums feiert, hat Bergoglio vor allem versucht, eine ultrareaktionäre Institution wiederzubeleben.

Am Montag, den 21. April, starb Kardinal Jorge Francisco Bergoglio, der im März 2013 zum Papst gewählt worden war, einen Tag nach dem Besuch von JD Vance, dem Vizepräsidenten der USA. Das Ereignis löste bei Millionen von Gläubigen, der internationalen Presse, aber auch bei einem Teil der französischen politischen Kaste insbesondere in der Linken, Betroffenheit aus. Diese Reaktion hängt mit dem Image von Papst Franziskus zusammen: Er ist ein Jesuit, ein Freund der Armen und Unterdrückten, der Progressivität und Treue zum katholischen Dogma miteinander verbunden hat. Dies steht in deutlichem Gegensatz zu Johannes Paul II, einem antikommunistischen Papst, der den Fall der Berliner Mauer und die „Entsowjetisierung“ Osteuropas begleitete, oder zu Benedikt XVI, der dessen Werk fortsetzte.

Doch trotz des Bildes eines Papstes der Armen, der in den Slums der Welt die Messe feiert und die israelischen Verbrechen in Gaza anprangert, zielte Bergoglio vor allem darauf ab, eine reaktionäre Institution wiederzubeleben, was mit der Notwendigkeit für die Kirche zusammenhängt, den stetigen Verlust ihrer Gläubigenbasis, insbesondere in den von den westlichen Imperialismen beherrschten Ländern des Südens, aufzuhalten.

In dem Bemühen, das Image der katholischen Kirche angesichts ihrer existenziellen Krise zu Beginn des Jahrhunderts aufzupolieren, baute Bergoglio sein Image als „Papst der Armen“ auf. Er selbst gab eine klare Definition seiner institutionellen Mission: „Wir müssen ein neues Gleichgewicht finden, sonst läuft auch das moralische Gebäude der Kirche Gefahr, wie ein Kartenhaus zusammenzufallen.“ Besuche bei Kindern im Krankenhaus, Fußwaschungen bei Häftlingen, Einladungen an Obdachlose, um seinen 80. Geburtstag zu feiern — Bergoglio behauptete, die Kirche in ein „Feldlazarett nach einer Schlacht“ zu verwandeln.

Als er die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ anprangerte, reiste der Papst zum ersten Mal nach Lampedusa, wo er Geflüchtete besuchte, die das Mittelmeer überquert hatten. Im Jahr 2016 war das Geflüchtetenlager Lesbos an der Reihe, um ihn für einen weiteren medienwirksamen Besuch zu empfangen. Bergoglio machte sich jedoch auch einen Namen, indem er zu Themen Stellung bezog, die mit der Politisierung großer Teile der Jugend in Resonanz standen, wie Ökologie oder eine Form der Kapitalismuskritik, die im Rahmen der „Katholischen Soziallehre“ angesiedelt war und sich in der Praxis darauf beschränkte, die „Auswüchse“ dieses Systems anzuprangern, ohne dessen Grundlagen in Frage zu stellen

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