„Als deutscher Außenminister muss ich Israel aus der Isolation helfen“
Herr Wadephul, Sie sind qua Amt ständig in Kontakt mit israelischen Repräsentanten und waren gerade das zweite Mal in drei Monaten im Land. Doch was bedeutet Israel für Sie persönlich?
Ich bin tief geprägt von der Erkenntnis, dass Deutschland nach den schrecklichen Verbrechen der Naziherrschaft eine gewaltige Verantwortung für diese Heimstatt aller Jüdinnen und Juden hat. Das habe ich stark in mich aufgesogen und das prägt auch meine Israelpolitik. Zudem bedeutet es für mich als Christ auch immer etwas Besonderes, in Jerusalem und an anderen Orten im Nahen Osten zu sein, die ich aus der Bibel kenne. Und zu guter Letzt ist Israel einfach ein wunderschönes Land, in dem viele Menschen leben, die ich gerne mag.
Sie sind ein erfahrener Parlamentarier, doch als Außenminister stehen Sie das erste Mal in Ihrer Karriere ständig in der Öffentlichkeit. Waren Sie überrascht von der Aufmerksamkeit und der vielen Kritik, die das Amt mit sich bringt?
Ja und nein. Mir war schon bewusst, dass das Amt Exponiertheit bedeutet. Über manche Kritik, mit der ich nicht gerechnet hatte, war ich schon etwas erstaunt. Zu diesem Amt gehört aber auch, sich eine gewisse Hornhaut zuzulegen.
Kritik gab es auch, als Sie Ende Mai sagten, dass es für Deutschland keine »Zwangssolidarität« mit Israel geben könne. Bereuen Sie im Nachhinein diese Wortwahl?
Ich habe schon mehrfach gesagt, dass ich diesen Begriff so nicht wiederholen würde. Aber ich halte an dem Punkt fest, den ich im Kern ausdrücken wollte: Wir Deutschen haben natürlich eine große Verantwortung für Israel. Gleichzeitig muss es für die Bundesregierung aber erlaubt sein, auch die israelische Regierung und einzelne Politikerinnen und Politiker zu kritisieren.
Verstehen Sie, dass Ihre Aussage nicht zuletzt auch in der jüdischen Community als Bruch mit der Staatsräson, der besonderen Verantwortung Deutschlands für Israel, interpretiert wurde?
Ich glaube, es ist sehr klar, dass diese Verantwortung zu keinem Zeitpunkt in Frage stand und steht und dass ich als Person und politischer Mensch voll und ganz zu Israel stehe. Das sollte auch deutlich werden, wenn man sich das Gesamtbild meines politischen Werdegangs und meiner öffentlichen Positionierungen anschaut. Als Außenminister bin ich in meiner ersten Wochen nach........
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