Debatte übers Stadtbild : Schon wieder sind alle in ihren ideologischen Lagern
Die „Stadtbild-Debatte“ ist auf den ersten Blick vor allem eines: ein typischer Merz. Der Bundeskanzler hat ein Thema gewittert, das im Wortsinn auf der Straße liegt. Denn natürlich gibt es dieses Gefühl, in bestimmten Gegenden nicht mehr sicher zu sein. Dieses Gefühl, dass sich im Erscheinungsbild auf unseren Straßen etwas verändert hat.
Dieses Gefühl ist Teil einer politischen Realität. Und dass Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) das artikuliert, ist völlig richtig. Problematisch ist, dass er stehen bleibt in seiner verkürzten Formulierung, die automatisch als Pauschalisierung wahrgenommen wird und damit auch Menschen trifft, die Merz nicht meint. Gibt es ein Kriminalitätsproblem mit Migranten? Ja! Haben wir nur Kriminalitätsprobleme durch Migranten? Nein! Und was kann man dagegen tun? Keine Antwort.
Christian Tretbar ist Chefredakteur des Tagesspiegels. Er warnt davor, Wahrnehmungen, die nicht dem eigenen Weltbild entsprechen, einfach zu ignorieren.
Die Debatte allerdings ist mittlerweile weit mehr als ein typischer Merz. © Der Tagesspiegel
