Politik Backstage: Mahrers Harakiri mit Anlauf
Montagabend reiste er noch unverdrossen kämpferisch zur Landesversammlung des steirischen Wirtschaftsbunds in Graz an. Offiziell stand die Wiederwahl von Kammerchef Josef Herk als Obmann des Wirtschaftsbunds an. Tatsächlich ging es den ganzen Abend um den seit einer Woche lodernden Sprengsatz, den Harald Mahrer seit Tagen wortreich zu entschärfen versuchte.
Monatelang hatte der Wirtschaftskammerchef höchstpersönlich landauf landab lautstark propagiert: Heuer müssten bei den Gehaltsverhandlungen alle Federn lassen. Nur so können zum einen die Inflation und vor allem das ungesund explosive Wachstum bei Lohnstückkosten gedämpft werden, um auf den Exportmärkten wieder wettbewerbsfähiger zu sein.
Das Mantra trug Früchte: Die Beamtengewerkschaft kübelte erstmals ein bereits gesetzlich paktiertes Gehaltsplus und gab es nachträglich billiger. Auch die mächtige Metallergewerkschaft leistete ähnlich Tribut. Und für hunderttausende Pensionistinnen und Pensionisten bleibt die Erhöhung 2026 unter der Inflationsrate.
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Im Präsidium der Wirtschaftskammer winkten im Oktober alle Fraktionen ohne mit der Wimper zu zucken ein Gehaltsplus für die 5.800 Mitarbeiter durch, das mit 4,2 Prozent in Zeiten wie diesen mehr als üppig ausfiel.
Seit „Die Presse” Anfang November den Sündenfall öffentlich machte, legte Harald Mahrer täglich neue Pirouetten zur Schadensbegrenzung hin. Statt reflexartigem Flankenschutz brandeten jedoch auch aus den eigenen Reihen immer mehr offene und nur spärlich verklausulierte Rücktrittsaufforderungen auf.
Bei seiner Visite in der Steiermark wusste sich Harald Mahrer nach stürmischen Tagen endlich wieder auf freundschaftlichem Boden. „Ich habe den Harald auch schon anders erlebt. Aber bei uns hat er an diesem Abend einen exzellenten Auftritt hingelegt”, resümiert ein Teilnehmer.
Der Steirer Josef Herk, der Burgenländer Andreas Wirth und allen voran der Wiener Walter Ruck zählten zum harten Kern der Länderkammer-Chefs, auf den sich Harald Mahrer auch angesichts des zuletzt intern und medial besonders scharfen Gegenwinds verlassen konnte.
Dementsprechend war auch die Stimmung bei der Funktionärsversammlung in Graz. Mahrers Mea Culpa stieß auf offene Ohren: Ja, der Versuch, die Verschiebung der Gehaltserhöhung auf Juli als Halbierung der 4,2 Prozent darzustellen, war ein Fehler. Der bisherige Gehaltsautomatismus werde überarbeitet, die Leistungen und Strukturen von externen Experten durchleuchtet. Als Begleitmaßnahme für einen bereits eröffneten umfassenden Modernisierungsschub.
In der Wirtschaftskammer haben das Sagen, wie überall in der ÖVP, die Länderfürsten. Mahrer konnte anfangs noch folgende Rechnung aufmachen. Von den neun Länderkammern hatten sich vier eindeutig gegen ihn positioniert. Fünf glaubte er weiterhin an seiner Seite. Für den machtbewussten Multifunktionär ein Grund mehr, seine Position als Kammerchef mit Zähnen und Klauen verteidigen zu wollen.
Mittwochabend trommelt er so noch........





















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