Wie der Algorithmus den Alltag radikalisiert und die Demokratie beeinflusst
Wir beobachten ein Phänomen, ich möchte es algorithmische Alltagsradikalisierung nennen. Sie ist hauptsächlich durch die Funktionsweise von TikTok entstanden und die TikTokisierung von Instagram. Diese Weiterentwicklung klassischer sozialer Medien ist nicht in allen Dimensionen schlecht und problematisch. Aber im Gefolge der Algorithmisierung der vernetzten Öffentlichkeit prägen zwei bittere, eng miteinander zusammenhängende Aspekte dieser algorithmischen Alltagsradikalisierung die Gegenwart:
• die Krise des Aktivismus einerseits und ihre Vorstufe,
• die weitere Verhärtung von Diskussionen andererseits.
Beide Entwicklungen sind maßgeblich durch eine große, von der breiten Öffentlichkeit unerkannte Verschiebung entstanden, nämlich der neuen, algorithmischen Verteilung der Aufmerksamkeit in den letzten fünf Jahren. Dadurch verändern sich demokratierelevante Debatten und das soziale Miteinander gleichermaßen. Mit dem kommenden, teilweise bereits sichtbaren Tsunami der KI-Inhalte kann sich der Problemkomplex noch verstärken.
Sascha Lobo, Jahrgang 1975, ist Autor und Strategieberater mit den Schwerpunkten Internet und digitale Technologien. Gemeinsam mit Jule Lobo beschäftigt er sich im Podcast »Feel the News – Was Deutschland bewegt« mit aktuellen Debattenthemen.
Man muss mit der Feststellung des Siegeszugs von TikTok beginnen und der Reaktion von Mark Zuckerberg darauf. TikTok ist kein soziales, sondern ein algorithmisches Medium (mehr Details zur Funktionsweise hier) . Was das Publikum sieht, wird nicht durch soziale Beziehungen bestimmt, die sich früher in Followerschaft geäußert haben, sondern algorithmisch. Die vorgeschlagenen Inhalte werden strikt nach Verweildauer, Aufmerksamkeit und prognostiziertem Interesse des Publikums optimiert.
Auf TikTok bekommen die Nutzer:innen anders als in früheren sozialen Medien zum überwiegenden Teil Inhalte von Accounts vorgeschlagen, die sie (noch) nicht abonniert haben. Das verändert den Fluss der Aufmerksamkeit enorm. Die Zahl der Follower wird unwichtiger, extrem wichtig wird dagegen, ständig Inhalte zu produzieren, die den aktuellen Geschmack des Publikums treffen. Auf TikTok kann man mit drei Followern ebenso wie mit dreißig Millionen Followern ein virales Video mit Millionenreichweite landen. Große Accounts haben allenfalls eine etwas höhere Chance auf Viralität. Es kommt fast ausschließlich auf die virale Qualität der Inhalte an. Niemand kann sich mehr auf seinen Followerzahlen ausruhen.
Der Erfolg von TikTok hat auch Instagram stark verändert. Inzwischen ist Instagram zwei Netzwerke gleichzeitig, ein soziales und ein algorithmisches. Ohne es so recht zu bemerken, kann man........





















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