Vor 30 Jahren tötete eine Bombe vier Roma in Oberwart
Sie waren zehn Jahre alt, als ihre Cousins Erwin und Karl Horvath und deren Freunde Peter Sarközy und Josef Simon von einer Rohrbombe getötet wurden. Woran erinnern Sie sich heute noch?
Es war ein Samstag, der erste Tag der Semesterferien. Kurz vor Mitternacht habe ich diesen extrem lauten Knall gehört. Ich bin in der Küche gesessen, weil ich mich in der Nacht aus meinem Zimmer geschlichen hatte, um fernzuschauen. Mein Papa ist dann auch munter geworden. Er hat mit mir geschimpft, warum ich so spät noch wach war, hat dann aber schnell seine Jacke angezogen und ist zwei Häuser weiter zu den Nachbarn gegangen. Er dachte, dass bei ihnen die Öl-Heizung im Keller explodiert war.
Dem war nicht so.
Nein, was wirklich passiert war, haben wir erst am nächsten Tag erfahren. Da war totales Chaos. Ich erinnere mich noch, wie laut es in unserem Haus war und die Erwachsenen in der Küche gestanden sind und aufgelöst waren. Ich weiß nicht mehr, wer mir erzählt hat, was passiert war, ob mein Papa, die Mama oder die Tante. Auf jeden Fall haben sie gesagt, dass der Peter, der Karl, der Erwin und der Josef in der Nähe von der Unterführung tot aufgefunden worden waren. Gefunden hat sie der Onkel, der in der Früh auf dem Weg in den Nachbarsort war. Der Onkel ist gehörlos und konnte auch nicht sprechen. Er hat meinen Vater in der Früh aufgeweckt und ist mit ihm zur Attentatsstelle gegangen und hat dann die vier Leichen identifiziert.
Danach kam die Polizei. Aus Berichten weiß man, dass sie anfangs davon ausgegangen sind, dass es sich um eine „Fehde“ innerhalb der Roma-Siedlung handelt und nicht um einen Terroranschlag. Dabei hatte die Briefbombenserie schon zwei Jahre zuvor begonnen.
Es war innerhalb kürzester Zeit sehr viel Polizei am Attentatsort und auch bei uns in der Siedlung. Auch sehr viele Medienvertreter waren da. Denen war es egal, was sie fotografieren, oder ob sie da jetzt in ein Privathaus reinfotografieren. Der Umgang damals war überhaupt nicht sensibel, weder seitens der Polizei noch der Medien. Die Polizei hat alle Häuser in der Siedlung gleichzeitig durchsucht, auch unser Haus und auch mein Kinderzimmer. Manche Polizisten waren unfreundlicher als andere.
Man hat die Opfer selbst verdächtigt, in den Anschlag........
© Wiener Zeitung
