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Welche Debatte wollen wir jetzt führen?

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14.06.2025

Graz, 10. Juni. Es war einfach nur schrecklich. Jugendliche und eine Lehrerin sind tot. Viele Medien schreiben „unschuldige Opfer“ – doch wie kann sich jemand so schuldig machen, einen derart grausamen Tod zu erleiden? Nicht nur das fiel in der medialen Berichterstattung auf: Boulevard-Medien und rechte Onlineportale zeigten Videos von flüchtenden Kindern in Angst, von den Särgen, in denen die toten Schüler:innen lagen, vom Abtransport einer schwerverletzten Person. Sogenannte Qualitätsmedien besuchten den Wohnort des Täters und versuchten, mit der Mutter zu sprechen, läuteten anscheinend sogar an deren Wohnungstür. An dieser Stelle möchte ich gern zärtlich daran erinnern, wie die neuseeländische Ministerpräsidentin Jacinda Ardern beim Attentat von Christchurch reagierte: Sie erklärte, den Namen des Attentäters nicht zu nennen, weil sie ihm die Bekanntheit nicht geben wollte. Viele Medien hielten sich daran.

Nicht so in Graz: Dutzende Journalist:innen fluteten die Stadt (allein die Bild-Zeitung aus Deutschland prahlte, dass sie acht Reporter:innen geschickt hatte!) und interviewten Minderjährige, die – eindeutig noch unter Schock – erzählten, dass Bekannte angegriffen worden waren oder dass die eigene Lehrerin gestorben ist. Es dauerte nur einen Tag und schon brachten die Boulevardmedien des Landes das Foto des Täters, in einigen Fällen sogar unverpixelt. All das brachte mich vom Schock und der Hilflosigkeit in die Wut. Medial war da definitiv Luft nach oben.

Falls du Sorgen oder Ängste hast, hier ein paar Kontakte:

Die Bildungsdirektion Steiermark hat eine Hotline für schulpsychologische Betreuung eingerichtet: 0664/ 80 345 55 665

Telefonseelsorge: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr

Sozialpsychiatrischer Notdienst: 01/ 31330, täglich 0–24 Uhr

Rat auf Draht: 147. Beratung für Kinder und Jugendliche. Anonym, täglich 0–24 Uhr

PsyNot Steiermark 0800 449933

Die Debatten, die entstanden, waren sofort absehbar: Die einen riefen (völlig berechtigt, meiner bescheidenen Meinung nach) umgehend nach einem strengeren Waffenrecht oder sogar Waffenverbot für Privatpersonen, die anderen wollten das Thema........

© Wiener Zeitung