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Luxus über den Wolken: Wie Privatjets die Umwelt belasten

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28.04.2025

Es ist Mittag am 17. März 2024, die Wolkendecke reißt gerade auf. Bei 14 Grad und einem sanften Nordwind von fünf Kilometern pro Stunde hebt der kleine Vierpersonen-Sitzer mit der Registrierung OE-FFB in Salzburg ab. Sein Ziel: Wien. Nach nicht einmal 45 Minuten hat er dieses erreicht.

Eigentlich wurde die Flugverbindung Salzburg-Wien vor fünf Jahren für Linienflüge eingestellt. Zumindest schrieb es die Bundesregierung im 600 Millionen Euro schweren Sanierungspaket für die AUA so vor. Sämtliche innerösterreichischen Flüge, die mit der Bahn unter drei Stunden zu bewältigen sind, sind seither gestrichen.

Doch das kleine Flugzeug vom 17. März fliegt privat. Das Modell ist eine „Cessna Citation Mustang“. Es gehört der Firma GlobeAir, der landesweit größten Charter-Fluggesellschaft. Im Funkverkehr werden ihre Flugzeuge mit dem Rufzeichen „Dream Team“ angesprochen. Ob ein:e Passagier:in an Board sitzt, ist unbekannt. Leerflüge machen rund 40 Prozent der Privatreisen aus – die Flugzeuge holen die Passagier:innen erst ab.

Fast viermal die Woche fliegt ein Privatflugzeug von Salzburg nach Wien. Was für die AUA verboten ist, ist für österreichische Privatjets die am meisten geflogenen Route 2024. Der Preis für die 251 Kilometer beträgt laut GlobeAir 6.441 Euro, bei anderen Charterfirmen noch mehr.

Ein Luxus auf Kosten der Umwelt. Die Distanz Salzburg-Wien verursacht mit einem kleinen Flieger 0,8 Tonnen an CO₂-Emissionen, je nach Größe des Privatjets auch bis zu 1,3 Tonnen. Würde man die gleiche Strecke mit dem Zug fahren, verursacht man laut Angaben der ÖBB nur 3,6 Kilogramm an CO₂-Emissionen. Mit einem Mittelklassewagen sind es rund 100 Kilogramm. Zum Vergleich: Um die Klimaziele des europäischen Grünen Deals zu erreichen, müsste dieser Wert langfristig auf maximal 0,4 Tonnen CO₂ pro Person und Jahr sinken. Der Privatflug Wien-Salzburg verursacht bereits das doppelte davon.

Privatflugzeuge und die, die sie mieten, beschleunigen also die globale Erwärmung. Insgesamt flogen österreichische Privatjets 2024 knapp 40.000-mal und verursachten damit rund 121.000 Tonnen an CO₂-Emissionen – etwa so viel wie 14.000 österreichische Einzelpersonen im Jahr.

Die Daten stammen aus den Fluglisten der Wissenschaftsdatenbank Opensky und der europäischen Flugkontrollorganisation Eurocontrol. Besonders auffällig: Knapp ein Drittel hat eine Distanz von weniger als 400 Kilometern. Sie gelten laut Verkehrsclub Österreich als Kurzstrecke. Rund die Hälfte der Privatflüge fliegt weniger als 500 Kilometer.

In den Fluglisten wurden im vergangenen Jahr rund 1.700 Inlandsflüge verzeichnet, welche mehr als 2.500 Tonnen an CO₂-Emissionen verursachten. 785 dieser Inlandsflüge waren reine Rundflüge – luxuriöse Sightseeing-Touren ohne konkretes Ziel für 2.000 bis 20.000 Euro pro Stunde.

Diese Rundflüge machten 2024 einen Großteil der Privatflüge aus, gefolgt von der anfangs erwähnten Route Salzburg-Wien. Ebenfalls beliebt ist die Flugroute von Linz nach Salzburg. Mit einer Flugzeit von etwa 15 Minuten zählt sie auch zu den kürzesten.

Von den insgesamt 40.000 Privatflügen 2024 starteten oder landeten 9.200 in Österreich.........

© Wiener Zeitung