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Schwulenfeindlicher Terror und fahrlässige Berichterstattung

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26.03.2025

Stellen Sie sich vor ein riesiges Terrornetzwerk wird in Österreich aufgedeckt, aber medial wird der Terror nirgendwo als solcher bezeichnet. Im Gegenteil: manche Medien übernehmen sogar die Diktion der Terroristen, framen diese implizit als Freiheitskämpfer und diffamieren ihre Opfer.

Sehr ähnliches ist in Österreich vor Kurzem passiert. Ein kriminelles Netzwerk von offenbar militanten Rechtsextremen flog auf, das schwule Männer organisiert und systematisch missbrauchte, demütigte, ausraubte und terrorisierte. Aber die Terroristen waren vorrangig Österreicher und die Opfer Homosexuelle. Und vielleicht sind das ja zwei Gründe, warum der Terror nicht als Terror benannt wird.

Die Kronen Zeitung ging so weit, von diesem Terror-Netzwerk als „Pädophilen-Jäger“ zu sprechen. Sie übernahm damit die Selbstbezeichnung der Täter, die sich als „Pedo Hunters“ selbst idolisieren. Im Online-Artikel der Krone wurde dies später auf „Dating-Jäger“ umgeändert. Das ist zwar entschärft, aber immer noch inakzeptabel.

Diese Formulierung bezieht sich wohl darauf, dass viele der Taten im Kontext von „Dating“ stattfanden: Männer wurden zu „Dates“ gelockt, auf denen ihnen sexuelles und/oder romantisches Interesse vorgetäuscht wurde. Dennoch ist diese beschönigende Umschreibung von harter und organisierter Gewalt höchst fragwürdig. Außerdem wird der Begriff „Jäger“ und damit ein wesentlicher Teil der Selbstbeschreibung der rechtsextremen Täter weiterhin verwendet. „Jäger“ klingt nach heroischem Widerstand und nicht nach Rechtsextremen, die sich in einen schwulenfeindlichen Wahn hineinsteigern. Es klingt nach Rächern und Superhelden, die das Böse in der Welt und die Bösen in der Welt ausfindig machen und dann ausmerzen. Was die Täter aber wirklich sind: rechtsextreme Terroristen und organisierte Schwulenhasser. Der Begriff „Jäger“ macht Opfer zu Gejagten. Er entmenschlicht sie damit auch, stilisiert sie beinahe zu Tieren.

2025 kann man selbst vom Boulevardjournalismus mehr erwarten, als dass er die Erzählung und Selbsterzählung organisierter Gewalttäter reproduziert.

Dass Medien aber in ihrer Berichterstattung die Diktion der Täter übernehmen und homosexuelle Männer dadurch mit Pädokriminellen gleichsetzen, Homosexualität in die Nähe von Kindesmissbrauch schieben und die Täter implizit als unerschütterliche Kämpfer für den Kinderschutz framen, ist unverzeihlich.

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