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„Politik Backstage“: Rückblick und Ausblick auf 2025

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21.12.2024

Wer 29. September 2024 war für Österreichs Politspitzen eine mehrfache Premiere. Jeder der drei Chefs der größten drei Parteien des Landes hatte sich das erste Mal einem bundesweiten Wählervotum zu stellen.

Die Umfragen hatten schon längst signalisiert, dass die bisherige Nummer drei als Sieger vom Platz gehen wird. Schon in den Tagen davor steht das heimische Regierungsviertel unter Hochspannung, auch wenn für die Key Player der Republik schon feststeht: Alexander Van der Bellen wird alles tun, um Herbert Kickl nicht als Bundeskanzler angeloben zu müssen.

Nicht nur den Bundespräsidenten treibt deshalb schon vor dem Wahltag die Sorge um: Wie schaffen es Schwarz-Türkis und Rot, nicht mit dem Stempel einer „Verliererkoalition“ an den Start zu gehen? Als im Laufe des Wahltages immer mehr zur Gewissheit wird, dass es bei den ­beiden ehemaligen Großparteien nicht einmal mehr für eine gemeinsame Mehrheit reichen könnte und sie die Neos ins Regierungsboot holen sollten, glühen noch einmal die Handys der Van-der-Bellen-Berater. Bei einer Beteiligung der Pinken hätten die beiden Wahlverlierer zumindest eine Partei im Boot, die neu am Koalitionstisch wäre und am 29. September mit einem Prozentpunkt bescheiden, aber doch in der Wählergunst zugelegt hat.

Noch in der Wahlnacht geht im Regierungsviertel das picksüße Kunstwort von der „Zuckerlkoalition“ um. Kreiert von Martin Radjaby – jenem Kommunikationsprofi im VdB-Beraterkreis, der für den Bundespräsidenten zwei Wahlkämpfe erfolgreich geschlagen, sich davor und danach als Werbefachmann bei angesehenen Agenturen einen Namen gemacht hat und nach dem Wechsel in der Führung als Brand-Innovation-Manager in die Chefetage der Erste Group zurückkehrt.

Die neue Farbkombination Türkis-Rot-Pink hatte den Kreativen animiert, das potenzielle Dreierbündnis als „Zuckerlkoalition“ offensiv positiv zu framen und ihm so das bleierne Wort Verliererkoalition zu ersparen. Schon tags darauf erblickte in einem „Krone“-Kommentar das Wort „Zuckerlkoalition“ das Licht der Medienwelt: „Die Neos könnten mit ihrem Plus als Nummer drei in einer Regierung zumindest für ein frisches Lüfterl sorgen. Diese ‚Zuckerlkoalition‘ aus Türkis, Rot und Pink wäre eine Premiere und die einzige Alternative zu einer FPÖ-geführten Regierung mit einer personell völlig ausgewechselten, geschlagenen ÖVP.“

Drei Monate danach stehen die Zeichen weiterhin auf die Premiere dieser Dreierkoalition. Freilich bis zuletzt mehr holpernd und stolpernd, denn gleitend und schreitend.

Das Wunschbild von der „Zuckerlkoalition“ erscheint mangels Masse schon vor dem möglichen Start schal und ausgelutscht. Denn eines steht schon ehern fest: Wer immer im kommenden Jahr das Land regieren wird, es wird kein Honigschlecken. Statt süßer Wahlzuckerln sind saure Drops angesagt. Als Verlierer drohen nicht allein zwei ehemalige Großparteien, sondern große Wählergruppen dazustehen.

Die Dreierkoalition gilt (Stand Redaktionsschluss 17. 12. 2024) jenseits der FPÖ-Führung aber weiterhin als alternativlos. „Wenn es nach den Köpfen der drei Parteichefs geht, dann wird das was“, sagt ein lang-jähriger ÖVP-Politikstratege. Sie haben in der Tat auch persönlich ein massives Interesse, gemeinsam an den Regierungsstart zu gehen. Karl Nehammer ist als Kanzler und ÖVP-Chef Geschichte, wenn es ihm nicht gelingt – zumindest mithilfe von Rot – politisch zu überleben. Scheitert er dabei, wird die ÖVP unter einer neuen Führung ihr Glück nolens volens mit der Kickl-FPÖ versuchen.

Andreas Babler hätte gegenüber seinen Noch-Unterstützern in der SPÖ Wien und den Gewerkschaften massiven Erklärungsbedarf, wenn er es nach der Wahlschlappe auch nicht schafft, die SPÖ nach sieben Jahren........

© trend.


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