Gastbeitrag von Würzburger Pfarrer Niko Natzschka: "Pfingsten ist, wenn du mehr kannst, als du kannst"
Weihnachten, Ostern und Pfingsten - das sind die drei großen christlichen Feste. Es fällt mir leicht, die beiden ersten Feste meinen Schülern in der Grundschule zu erklären. Beim dritten fällt mir die Erklärung schon schwerer. Denn Pfingsten ist das einzige Fest, das nichts mit Schokolade zu tun hat.
Trotzdem habe ich meinen Schülern die Pfingstgeschichte nicht vorenthalten. Ich habe von den Jüngern in Jerusalem erzählt, die traurig und mutlos waren, die plötzlich von der Kraft des Heiligen Geistes erfasst wurden und dann wunderbare Dinge tun konnten, die sie nie zuvor gelernt hatten.
Die beste Erklärung für das Pfingstwunder: Die eigenen Grenzen überschreiten
Ein Schüler der 3. Klasse dachte einen Moment nach und sagte dann: "Jetzt habe ich verstanden: Pfingsten ist, wenn du mehr kannst, als du kannst." Ich habe noch nie eine so gute Erklärung des Pfingstwunders gehört wie aus dem Munde dieses Neunjährigen. Pfingsten heißt, die eigenen Grenzen überschreiten.
Auch in meiner Gemeinde und in vielen anderen Gemeinden erlebe ich Menschen, die mehr können, als sie gelernt haben. Sie bekennen ihren Glauben ohne theologische Formeln. Sie reden mit Gott wie mit einem guten Freund. Sie befragen ihn, wenn sie vor einer wichtigen Entscheidung stehen. Sie beten für Kranke in der Hoffnung, dass es besser mit ihnen wird. Sie singen neue Lieder und auch die alten, aber in einem neuen Geist. Sie singen, tanzen und klatschen - manchmal ohne Rücksicht auf die Liturgie.
Die Kirche hat Ereignisse dogmatisiert, Wunder der Gegenwart angezweifelt
Die offizielle Kirche hat sich mit solchen Menschen immer schwer getan. Sie hat einerseits Ereignisse aus der Vergangenheit dogmatisiert und andererseits die Wunder der Gegenwart angezweifelt. Sie hat die Motivation ihrer Gläubigen immer wieder durch das........
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