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»Eine Heldin wider Willen«

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15.07.2025

Maya Lasker-Wallfisch, Ihre Mutter Anita Lasker-Wallfisch hat das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz überlebt, weil sie dort im Orchester Cello spielte. An diesem Donnerstag, dem 17. Juli, wird sie 100 Jahre alt. Wie geht es ihr?
Sie ist sehr müde und im Moment nicht sehr glücklich. Es ist eine schwierige Zeit, alles ist ziemlich anstrengend.

Aus persönlichen Gründen oder wegen der politischen Situation auf der Welt?
Alles zusammen.

Diese Woche wird in der Wigmore Hall in London ein Konzert zu Ehren Ihrer Mutter gegeben, einer professionellen Musikerin und Zeitzeugin, mit ihren Enkeln, den Musikern Simon und Benjamin Wallfisch. Freut sie sich darauf? Werden Sie als Rednerin auftreten?
Ja, und ich hoffe, dass meine Mutter trotz ihrer Persönlichkeit in der Lage sein wird, die bevorstehenden Veranstaltungen zu genießen. Ich bin nicht sicher, ob dieses Konzert für meine Mama veranstaltet wird. Es ist für die Menschen, die sie bewundern. Und es gibt der Öffentlichkeit die vermutlich letzte Gelegenheit, sie zu feiern. Das ist fast wie mit einem lebenden Mahnmal. Meine eigene Erwartung ist einfach die, dass wir es überleben, dass sie es überlebt – und vielleicht auch etwas Freude daran hat. Das Konzert ist ausverkauft, weil die Leute ein so großes Interesse an ihr zeigen, aber sie ist eine Heldin wider Willen. Sehr widerwillig! Und noch etwas kann ich Ihnen erzählen: Der König von England plant, meine Mutter zu besuchen.

Der König kommt zum Konzert?
Nein, sie erwartet einen privaten Besuch des Königs. Sie mag auch (den Schauspieler und Regisseur) Stephen Fry sehr gerne. Er ist ein großartiger Freund. Ich bin sehr erfreut darüber, an diesem Tag seine Unterstützung zu haben. Ich habe ihr also die zwei Menschen organisiert, die zu ihren Lieblingspersonen gehören. Und danach musste ich bei eBay eine silberne Teekanne und ein Service erstehen. Ich kann dem König doch keinen Tee aus Tassen servieren, die nicht elegant sind!

Sie haben neulich gesagt, dass Hitler Ihre Mutter umbringen wollte – und dass sie jetzt elf Nachkommen hat: Kinder, Enkel und Urenkel. Fühlt sich das für Sie und Ihre Familie wie ein Sieg an?
Ja, ich würde zu ihr sagen: Du hast trotz allem triumphiert. Und du hast mehr als überlebt. Obwohl sie selbst es nicht unbedingt so sieht. Sie ist immer noch die Matriarchin einer wachsenden Familie, und auch das ist ein Wunder. Sie glaubt es zwar nicht wirklich, wegen des heutigen Zustands der Welt, aber sie hatte eine enorme Wirkung auf viele Menschen. Natürlich hat das nicht den Antisemitismus beseitigt, aber sie hat ihre Geschichte so vielen jungen Menschen in Schulen erzählt. Ich hoffe doch, dass man sie........

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