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Himmlischer Freispruch

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Am 27. November 1798 öffneten sich die Tore der Peter-und-Paul-Festung in St. Petersburg. Heraus trat Rabbiner Schneur Salman aus Liadi, der Begründer der Chabad-Bewegung. Nach 53 Tagen Haft war er ein freier Mann.

Dabei war die Anklageschrift umfangreich. Unter anderem wurden ihm Hochverrat, Unterstützung jüdischer Siedlungen im osmanischen Palästina und die Gründung einer »neuen Religion« vorgeworfen. Zar Pawel I. hatte die Freilassung persönlich veranlasst. Dieser Tag, genauer gesagt sein jüdisches Pendant – der 19. Kislew 5559 – sollte in die Geschichte eingehen.

Die Haft von Rabbiner Schneur Salman war einer der Höhepunkte einer Auseinandersetzung innerhalb des osteuropäischen Judentums – die natürlich nicht vor den Behörden der jeweiligen Länder verborgen blieb. Der Chassidismus erblühte und fand immer mehr Anhänger. Dieser entstand nicht als einheitliche Bewegung, sondern als vielschichtige Reaktion auf die religiösen, sozialen und politischen Umwälzungen innerhalb der jüdischen Gemeinden in Osteuropa.

Die Lehren des Baal Schem Tow (1698–1760), die zunächst als spirituelle Impulse in kleinen Kreisen zirkulierten, wurden von seinen Schülern weiterentwickelt und institutionalisiert. 1796 war das Buch Tanja erschienen, die »schriftliche Lehre« von Chabad. In diesem Buch erklärt Rabbiner........

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