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Ein Tag des Unbehagens

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03.04.2025

Donald Trumps Zölle sind Element einer geopolitischen Strategie, die sich besser ohne Konflikte mit Verbündeten umsetzen ließe. So überdehnt der Präsident die Macht Amerikas – und schadet letztlich seinem Land.

Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich: Ende der Siebzigerjahre des 19. Jahrhunderts ersetzte das Deutsche Reich eine eher liberale Außenhandelspolitik durch eine aggressive Zollpolitik. Im Angesicht einer Wirtschaftskrise und billiger Einfuhren aus dem Ausland hatten Landwirtschaft und Industrie, das „Bündnis aus Roggen und Eisen“, zugunsten höherer Zölle plädiert. Dieser Forderung schloss sich Reichskanzler Otto von Bismarck nach längerem Zögern an.

Für die Wende zum Aufbau hoher Handelsschranken nannte die Politik unterschiedliche, zum Teil widerstreitende Gründe. Da die billigen Einfuhren als ein Versuch fremder Mächte gedeutet wurden, Deutschland zu schaden, besaßen sie eine sicherheitspolitische Komponente.

Außerdem wollte Bismarck mit Einnahmen aus höheren Zöllen die Staatskasse auffüllen; gleichzeitig stellte er aber auch in Aussicht, die höheren Zölle als Verhandlungsmasse zu nutzen, um in internationalen Verhandlungen allgemeine Zollsenkungen zu erreichen. Als andere Länder stattdessen mit Gegenzöllen antworteten, war Berlin beleidigt.

Die Zollpolitik des späten 19. Jahrhunderts gilt heute ebenso als Ausdruck einer Rivalität großer Mächte wie........

© Frankfurter Allgemeine