Naturkatastrophen – solidarisch, solange es nichts kostet
Kaum war Blatten unter Schutt und Eis begraben, folgte die politische Debatte: Wer soll zahlen, wenn die Berge ins Rutschen kommen?
Der Jahrhundert-Bergsturz, der Ende Mai 2025 das Dorf Blatten auf einen Schlag auslöschte, war in seinem Ausmass einmalig. Eine unvorstellbare Masse aus Stein, Eis, Schlamm und Wasser begrub das Bergdorf und hinterliess eine gigantische Spur der Zerstörung. Gleichzeitig lebt das Alpenland Schweiz seit Jahrhunderten mit Naturgefahren, die sich laut der neuesten Klima-Risikoanalyse das Bafu künftig zusätzlich akzentuieren. Doch warum führen manche Katastrophen zu politischen Veränderungen, während andere schnell in Vergessenheit geraten?
Die drei Politikwissenschaftlerinnen Anik Glaus, Alexandra Gavilano und Karin Ingold von der Universität Bern sind dieser Frage in einer umfassenden Studie nachgegangen. Ihr Fazit: Nicht jede Naturgewalt verändert die Politik. Doch manchmal öffnet ein extremes Ereignis das Fenster für tiefgreifende Reformen. Entscheidend ist, ob die Politik will.
Die Forscherinnen analysierten dreizehn schwere Hochwasserereignisse seit 1848. Nur drei davon hatten eine längerfristige Wirkung und führten zu einem Kurswechsel in der Politik:
1868: Eine verheerende Flut verursacht 50 Tote und Schäden in Milliardenhöhe (1,3 Milliarden Franken; inflationsbereinigt). Danach übernimmt der Bund erstmals Verantwortung und........© Der Landbote
