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War die frühe Geschichte der Menschheit ein matriarchales Paradies?

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Es gibt eine hartnäckige und weit verbreitete Vorstellung, dass Frauen in einer früheren Phase der Existenz unserer Spezies den gleichen Status wie Männer hatten oder sogar herrschten und die Gesellschaften dadurch glücklicher und friedlicher waren. Dann kam das Patriarchat, und nach viel Blutvergießen und Unterdrückung sind wir nun alle hier angekommen.

Diese Vorstellung von Matriarchat und Patriarchat als gegensätzlichen Polen – zwischen denen ein Schalter umgelegt worden sei – wurde im 19. Jahrhundert durch die marxistische Theorie geprägt und schlug ohne viele Beweise Wurzeln in der Archäologie. Von dort aus verbreitete sie sich im öffentlichen Bewusstsein.

Anthropologen waren eher skeptisch. Sie sahen eine große Vielfalt in den Geschlechterbeziehungen in menschlichen Gesellschaften, sowohl in modernen als auch in historischen, und einige von ihnen vermuteten, dass diese Vielfalt auch in der Vorgeschichte die Regel war. Es war jedoch schwierig, dies zu beweisen, unter anderem weil das biologische Geschlecht – ganz zu schweigen vom sozialen Geschlecht – bei alten Überresten oft schwer zu bestimmen war. Vor etwa 20 Jahren änderte sich dies jedoch.

Die sogenannte „Ancient DNA-Revolution“ – die Möglichkeit, DNA aus alten Knochen zu extrahieren und zu analysieren – bedeutete, dass es plötzlich möglich war, das Geschlecht längst verstorbener Menschen zu bestimmen und zu fragen, in welcher Beziehung sie zueinander standen. Die chemische Zusammensetzung ihrer Knochen und Zähne – insbesondere das........

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